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Holzhausen, Familie (von)

Ffter Patrizierfamilie.

Exlibris mit dem Wappen der Familie von Holzhausen

Exlibris mit dem Wappen der Familie von Holzhausen und einer Abbildung des Holzhausenschlösschens
Grafik nach einem Entwurf von Adolf Gloyr, verwendet für das Vermächtnis Adolph von Holzhausen (1923) in der heutigen UB Ffm.

© Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Ffm.
Seit 1754: Freiherren von.
Die Familie H. stammt aus Burgholzhausen vor der Höhe, einem heutigen Stadtteil von Friedrichsdorf im Hochtaunuskreis, und ließ sich um die Mitte des 13. Jahrhunderts in Ffm. nieder. Erste Namensträger in Ffm. waren Gutda, Witwe des ehemaligen Zentgrafen Heinrich in H., und ihre Tochter (1245) sowie Heinrich von H., Bürger in Ffm., und seine Tochter (1245; Heinrich ist zwischen 1255 und seinem Tod 1259 als Schöffe in Ffm. nachweisbar).
Fast 700 Jahre lang, von 1245 bis 1923, gehörten die H. zu den angesehensten Patrizierfamilien in Ffm.; die Familie war die vornehmste unter den Geschlechtern der Patriziergesellschaft Alten-Limpurg und führend im Rat der Reichsstadt. Über 30 Angehörige der Familie waren insgesamt etwa 70-mal Bürgermeister, einer Stadtschultheiß, viele Gesandte Fft.s auf Reichs-, Kreis- und Städtetagen. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts beteiligte sich die Familie am Großhandel, beschränkte sich dann auf die Verwaltung ihrer zahlreichen Landgüter und Lehen.
Die Familie besaß verschiedene Stadthäuser, u. a. seit dem 14. Jahrhundert den Pfuhlhof am Roßmarkt, das wehrhafte Haus zum Fürsteneck an der Fahrgasse, das Haus zum Goldstein und von 1493 bis 1598 den Trierischen Hof. Sommersitz der Familie war die durch Erbschaft spätestens 1474 erworbene H.-Öde, eine mittelalterliche Wasserburg im Norden vor der Stadt, die 1727-29 von dem Darmstädter Architekten Louis Remy de La Fosse zu einem Wasserschlösschen umgestaltet wurde.
Die Familie hatte zunächst, seit der Mitte des 14. Jahrhunderts bis zur Reformation, eine erste eigene Grabstätte in der Michaelskapelle (abgerissen 1830) auf dem Friedhof nördlich am Dom und besaß seit 1393 eine Grablege in der Weißfrauenkirche, seit 1477 eine kleine Grabkapelle (H.kapelle) dort, die – außer der St. Peterskirche (abgerissen 1895/96) – bis 1783 als Erbbegräbnis diente; im Zuge des Abbruchs der 1944 kriegszerstörten Weißfrauenkirche wurden die Gebeine aus der H.kapelle bei archäologischen Ausgrabungen 1953 geborgen und in einer Gruft auf dem Hauptfriedhof 1954 beigesetzt (Gruft 14; dort Gedenkstein). Bis heute ist die Familie mit ihrem Wappen als Stifter in der Leonhardskirche vertreten, u. a. im Schlussstein des von ihr 1508 gestifteten hängenden Gewölbes im Salvatorchörlein, das schon im 17. Jahrhundert zu den besonderen Sehenswürdigkeiten der Stadt zählte.
Der Schultheiß Johann Georg von H. (1643-1721), der ohne männliche Nachkommen starb, stiftete aus seinem Nachlass das H.-Fideikommiss, das in der Folge durch Nachlässe aus Heiratsverbindungen (Kellner, zum Jungen, Lersner) bedeutend vermehrt wurde.
Mit Adolph Freiherr von H. starb 1923 der ältere Zweig der Familie im Mannesstamm aus. Adolph von H. setzte die Stadt Ffm. zum Alleinerben ein; er schenkte ihr bereits 1910 das H.schlösschen und den umgebenden Park, gründete 1916 eine Familienerinnerungsstiftung (H.stiftung), die wissenschaftlichen, Lehr- und Forschungszwecken, insbesondere an der Ffter Universität, und eigentlich dem Bau einer Universitätsbibliothek dienen sollte, und vermachte der Stadt u. a. das H.-Archiv (im Stadtarchiv, heute: ISG), die Gemäldesammlung mit den H.’schen Familienbildnissen (im Städel) und die Familienbibliothek (in der Stadt- und Universitätsbibliothek, heute: UB Ffm.). Ein jüngerer Zweig der Familie, der auf Anton Ulrich von H. zurückgeht, besteht heute (2016) in 23. Generation in Österreich fort.
In Ffm. erinnern das H.viertel und der Adolph-von-H.-Park (alltagssprachlich auch kurz: H.park), die H.-, Hamman- und Justinianstraße im Nordend, die H.schule (eine Grundschule) im Westend, vor allem aber das H.schlösschen (seit 1989 Sitz der Ffter Bürgerstiftung) an die Familie.
Gedenkstein für die Familie im H.park, errichtet anlässlich des 400. Todestags von Hamann von H. durch die Stadt Ffm. am 30.10.1936 (nach Kriegszerstörung neu errichtet 1952).
2014 Ausstellung „Die H. Fft.s älteste Familie“ im HMF.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 348, verfasst von: Roman Fischer (überarbeitete Onlinefassung für das Frankfurter Personenlexikon von Roman Fischer).

Lexika: Körner, Hans: Ffter Patrizier. Historisch-Genealogisches Handbuch der Adeligen Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg zu Ffm. München 1971.Körner: Ffter Patrizier 1971, S. 1-28. | Müller, Bruno: Stiftungen in Ffm. Geschichte und Wirkung. Neubearb. u. fortgesetzt durch Hans-Otto Schembs. Ffm. [Copyright 2006]. („Mäzene, Stifter, Stadtkultur“, Schriften der Ffter Bügerstiftung und der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, hg. v. Clemens Greve, Bd. 7).Müller/Schembs: Stiftungen 2006, bes. S. 173f. | Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Dietrich Andernacht in: NDB 9 (1972), S. 573f. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 262-266. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 113.
Literatur:
                        
Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst. Bisher 78 Bde. Ffm. 1839-2019.Atzert, Walter: Die Ausgrabungen in der Weißfrauenkirche zu Ffm. (1953). In: AFGK 47 (1960), bes. S. 28. | Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst. Bisher 78 Bde. Ffm. 1839-2019.Greve, Clemens: Im Zeichen der Rose. Die Holzhausens und der Holzhausenpark, damals und heute. In: AFGK 74 (2014): Ffter Parkgeschichten, S. 12-18. | Hansert, Andreas: Die Holzhausen. Fft.s älteste Familie. Hg.: Historisches Museum Fft. Ffm. 2014.Hansert: Die Holzhausen 2014. | Hansert, Andreas: Geburtsaristokratie in Ffm. Geschichte des reichsstädtischen Patriziats. Wien/Köln/Weimar 2014.Hansert: Geburtsaristokratie in Ffm. 2014. | Hansert, Andreas: Aus Auffrichtiger Lieb Vor Franckfurt. Patriziat im alten Fft. Hg. v. d. Cronstett- und Hynspergischen Evangelischen Stiftung und dem Historischen Museum Fft. Ffm. 2000.Hansert: Patriziat im alten Fft. 2000 (mit Stammtafel der Ffter Patrizierfamilie Holzhausen). | Hartmann, Georg (Hg.)/Lübbecke, Fried (Bearb.): Alt-Fft. – Ein Vermächtnis. Ffm. [1950].Lübbecke, Fried: Das Fürsteneck. In: Hartmann (Hg.)/Lübbecke (Bearb.): Alt-Fft. 1950, S. 301-304. | Klötzer, Wolfgang: Keine liebere Stadt als Fft. Kleine Schriften zur Ffter Kulturgeschichte II. Ffm. 2000. (Studien zur Ffter Geschichte 45).Klötzer, Wolfgang: Vom patrizischen Selbstverständnis zur Bürgerstiftung – 600 Jahre Holzhausenschlößchen. In: Klötzer: Keine liebere Stadt 2000, S. 161-174. | Lerner, Franz: Beiträge zur Geschichte des Ffter Patriziergeschlechtes von Holzhausen. Exkurse zu dem Bande „Gestalten aus der Geschichte des Ffter Patrizier-Geschlechtes von Holzhausen“. Ffm. 1953.Lerner: Holzhausen. Exkurse 1953. | Lerner, Franz: Gestalten aus der Geschichte des Ffter Patrizier-Geschlechtes von Holzhausen. Ffm. 1953.Lerner: Holzhausen. Gestalten 1953. | Limberg, Hannelore: Holzhausenschlösschen. Berlin/München 2015. (Ffter Architektur und Geschichte 2).Limberg: Holzhausenschlösschen 2015. | Sander, Jochen (Hg.): Die Welt im Bildnis. Porträts, Sammler und Sammlungen in Fft. von der Renaissance bis zur Aufklärung. Petersberg [Copyright 2020].Rottmair, Charlott: Die Familie von Holzhausen im Ffter Patriziat. Eine 700jährige Erfolgsgeschichte. In: Sander (Hg.): Die Welt im Bildnis 2020, S. 32-37. | Sander, Jochen (Hg.): Die Welt im Bildnis. Porträts, Sammler und Sammlungen in Fft. von der Renaissance bis zur Aufklärung. Petersberg [Copyright 2020].Fickinger, Samuel: Conrad Faber von Kreuznach, die Familie von Holzhausen und das Renaissanceporträt. In: Sander (Hg.): Die Welt im Bildnis 2020, S. 38-45.
Quellen: ISG, Fichard: Ffter Geschlechtergeschichte (Best. S4l), 347 Faszikel mit Materialsammlungen über die bedeutendsten Familien der Stadt, [ca. 13. Jh.] bis ca. 1810.ISG, Fichard 142. | ISG, Bestand Hochzeitscarmina, 1668-1768, 1877, 1888, 1912.ISG, Hochzeitscarmina, S4f/1 und 2. | ISG, Archiv der Familie Holzhausen, u. a. mit Akten und Urkunden, etwa 13.-19. Jahrhundert.ISG, Holzhausen-Archiv. | ISG, Leichenpredigt im Bestand S4e (Leichenpredigten, 1586-1796, 1858, 1922).ISG, Leichenpredigt, S4e/1 (Friedrich Holzhausen, 1705). | ISG, Leichenpredigt im Bestand S4e (Leichenpredigten, 1586-1796, 1858, 1922).ISG, Leichenpredigt, S4e/3 (Johann Georg von Holzhausen, 1721). | ISG, Leichenpredigt im Bestand S4e (Leichenpredigten, 1586-1796, 1858, 1922).ISG, Leichenpredigt, S4e/2 (Johann Hector Holzhausen, 1700). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/119 (Familie [von] Holzhausen). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.214 (Adolf Friedrich von Holzhausen, 1776-1811). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/509 (Friedrich Holzhausen, 1674-1705). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/8.087 (Friedrich von Holzhausen, 1893-1985). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/2.280 (Georg Frh. von Holzhausen, 1841-1908). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/12.608 (Gudela von Holzhausen, † 1371). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/13.921 (Hans Hektor von Holzhausen, 1541-1597). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/13.922 (Hieronymus August von Holzhausen, 1573-1624). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/3.989 (Johann Georg Holzhausen, 1643-1721). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/3.990 (Johann Hector von Holzhausen, 1640-1700). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/508 (Justinian von Holzhausen, 1683-1752).
Internet: Das Ffter Patriziat, Seite mit Informationen (u. a. genealogische Datenbank) zum Ffter Patriziat, ein Projekt der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung Ffm., bearb. v. Andreas Hansert. https://frankfurter-patriziat.de/node/26970Ffter Patriziat, 18.3.2016. | Hessische Biografie, ein Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. https://www.lagis-hessen.de/pnd/122638603Hess. Biografie, 18.3.2016. | Kunst im öffentlichen Raum Fft., ein Internetportal des Fachbereichs Bildende Kunst im Kulturamt der Stadt Ffm. https://kunst-im-oeffentlichen-raum-frankfurt.de/de/page34.html?standort=104
Hinweis: Artikel über den Gedenkstein im Holzhausenpark.
Kunst im öffentl. Raum Fft., 4.3.2024.
| Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Holzhausen_%28Adelsgeschlecht%29Wikipedia, 18.3.2016.

GND: 122638603 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
11 herausragende Vertreter der Familie in Ffm.

Holzhausen, Achilles von

Wappen von Achilles von Holzhausen

Wappen von Achilles von Holzhausen auf der sandsteinernen Tafel (1571) über dem Eingang zum Holzhausenschlösschen
Foto: Barbara Staubach.

© Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen, Ffm.
Holzhausen, Achilles von. Stadtpolitiker. ~ 28.12.1535 Ffm., ▭ 6.4.1590 Ffm.
Sohn von Justinian von H. und dessen Ehefrau Anna, geb. Fürstenberger († 1573).
Studium in Straßburg und Paris.
Mitglied der Patriziergesellschaft Alten-Limpurg. Seit 1570 Ratsherr. Seit 1577 Schöffe. 1575 Jüngerer, 1583 und 1588 Älterer Bürgermeister. Vertreter Fft.s beim Oberrheinischen Reichskreis. Pfleger des Katharinenklosters.
H. übernahm unter Vergleich mit seinen Brüdern 1565 die H.-Öde von der verwitweten Mutter, der er dafür 2.000 Gulden (davon 860 Gulden in bar, 540 Gulden in Form von einem Gültbrief der Herren von Königstein und 600 Gulden in Anrechnung seines noch ausstehenden Heiratsguts) zahlte. 1571 ließ er das dortige Wohnhaus, das bei der Belagerung von 1552 zerstört worden war, neu bauen. Daran erinnert eine sandsteinerne Wappentafel, die bis heute über dem Eingang des H.schlösschens, des Nachfolgebaus des von H. errichteten Gutshauses, angebracht ist.
Verheiratet in erster Ehe (seit 1564) mit Marg(a)retha von H., geb. Stalburg (auch: Stalburger; † 1571), in zweiter Ehe (seit 1575) mit Barbara von H., geb. zum Jungen, verw. von Glauburg (1544-1602). Von den drei Söhnen aus erster Ehe erreichte nur der mittlere, Johann Adolph von H. (1568-1616), das Erwachsenenalter; er gehörte seit 1595 dem Rat der Stadt an, war seit 1603 Schöffe und erlag während der Hinrichtung Fettmilchs am 28.2.1616 einem Herzschlag. Die Tochter aus zweiter Ehe, Kunigunde von H. (1576-1632), heiratete wiederum in die Familie Stalburger ein, mit der H. bereits durch seine erste Ehe verschwägert war. H.s jüngster Sohn, der einzige aus der zweiten Ehe, Hans Georg von H. (1579-1603), fiel im Türkenkrieg in Siebenbürgen.

Lexika: Körner, Hans: Ffter Patrizier. Historisch-Genealogisches Handbuch der Adeligen Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg zu Ffm. Neubearb. u. fortgesetzt durch Andreas Hansert. Neustadt/Aisch 2003.Körner/Hansert: Ffter Patrizier 2003, S. 180f. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 263.
Literatur:
                        
Battonn, Johann Georg: Oertliche Beschreibung der Stadt Ffm. Hg. v. Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Ffm. durch L[udwig] H[einrich] Euler. 7 Hefte (in 3 Bden.). Ffm. 1861-75.Battonn: Oertliche Beschreibung 1 (1861), S. 249. | Hansert, Andreas: Aus Auffrichtiger Lieb Vor Franckfurt. Patriziat im alten Fft. Hg. v. d. Cronstett- und Hynspergischen Evangelischen Stiftung und dem Historischen Museum Fft. Ffm. 2000.Hansert: Patriziat im alten Fft. 2000; vgl. die dazugehörige Stammtafel der Ffter Patrizierfamilie Holzhausen (11. Generation). | Kriegk, Georg Ludwig: Deutsches Bürgerthum im Mittelalter. Nach urkundlichen Forschungen und mit besonderer Beziehung auf Ffm. Ffm. 1868, NF 1871.Kriegk: Bürgerthum 1868/71, Bd. I, S. 492. | Limberg, Hannelore: Holzhausenschlösschen. Berlin/München 2015. (Ffter Architektur und Geschichte 2).Limberg: Holzhausenschlösschen 2015, S. 17f., 47-49.
Quellen: ISG, Archiv der Familie Holzhausen, u. a. mit Akten und Urkunden, etwa 13.-19. Jahrhundert.ISG, Holzhausen-Archiv: Urkunden II (Best. S1-1004-02), Sign. 448-450. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/13.920.
Internet: Das Ffter Patriziat, Seite mit Informationen (u. a. genealogische Datenbank) zum Ffter Patriziat, ein Projekt der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung Ffm., bearb. v. Andreas Hansert. https://frankfurter-patriziat.de/node/88163Ffter Patriziat, 9.6.2016.

Holzhausen, Adolph von (1799-1861)

Holzhausen, Johann Adolph Freiherr von. Fürstlicher und Landgräflicher Wirklicher Geheimer Rat. Jurist. Diplomat. * 25.12.1799 Ffm., † 18.5.1861 Ffm.
Sohn von Johann Justinian Georg von H. (1771-1846) und dessen Ehefrau Caroline Friederike Luise, geb. von Ziegesar (1775-1846). Bruder von Carl Anton von H. (1794-1867) und Friedrich Ludwig Carl, gen. Fritz, von H. (1797-1819).
Mit seinen älteren Brüdern Carl und Fritz wurde Adolph von H. von Friedrich Fröbel unterrichtet, der seit Juni 1806 als Hofmeister (Hauslehrer) bei der Familie angestellt war. Mit ihm besuchten die Brüder von H. von 1808 bis 1810 Pestalozzis Institut in Iferten in der Schweiz. Die beiden älteren Brüder schlugen später, während der Befreiungskriege gegen Napoleon, zunächst die militärische Laufbahn in der österreichischen Armee ein. Fritz von H. trat 1815 als Kornett in das österreichische Husaren-Regiment Nr. 4 des Erbprinzen von Hessen-Homburg ein und starb im Alter von 22 Jahren als Unterleutnant in Ungarn.
Adolph von H. absolvierte seit 1817 das Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg. Seit Juli 1821 Legationssekretär bei der Gesandtschaft der 16. Kurie am Deutschen Bundestag in Ffm. In der 16. Kurie waren die acht Kleinstaaten Liechtenstein, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Lippe, Schaumburg-Lippe und Waldeck zu einer gemeinsamen Vertretung zusammengefasst, deren Stimme im Engeren Rat des Bundestags seit 1816 der Gesandte Jacob Friedrich Freiherr von Leonhardi (1778-1839) führte. Zunächst erstellte H. ein Repertorium der Bundestagsverhandlungen vom 1.10.1816 bis 31.12.1821, das bald (1822) im Druck erschien und bis Ende 1826 von ihm fortgesetzt wurde; durch dieses Verzeichnis, ein nützliches Nachschlagewerk für den alltäglichen Gebrauch in den Gesandtschaften, wurde H. in den Kreisen des Bundestags schnell bekannt und geschätzt. Nach Leonhardis Tod 1839 wurde H., inzwischen zum Legationsrat aufgestiegen, unverzüglich von den einzelnen Regierungen der in der 16. Kurie zusammengefassten Staaten zum Geschäftsträger bestellt, und am 23.12.1841 wurde er offiziell zum Gesandten und damit Vertreter der 16. Kurie im Engeren Rat des Bundestags ernannt. Infolge der Märzrevolution, als der Bundestag im Juli 1848 seine Tätigkeit einstellte, verlor auch H. zunächst seine Stellung. 1850 wirkte er als Bevollmächtigter bei der Bundeszentralgewalt, die nach dem Scheitern der Revolution zum erneuerten Deutschen Bund überleitete. Nach der Wiederherstellung und den damit verbundenen Umstrukturierungen des Bundestags ab 1850 hatte H. nur noch die beiden Reuß, Lippe, Waldeck und das bereits seit 1838/42 zur 16. Kurie gehörende Hessen-Homburg im Engeren Rat zu vertreten (1851-61). Grundsätzlich verfolgte er im Bundestag eine eher konservative und friedliche Politik. In den 1850er Jahren stand er als Repräsentant kleiner Staaten in dem Diplomatenkongress verstärkt in direkter Gegnerschaft zu Preußen und dessen damaligem Gesandten Bismarck, wofür der von H. durchgefochtene Vergleich im Streit um Lippstadt zwischen Lippe und Preußen (1853-55) exemplarisch gelten kann.
Mitglied der Patriziergesellschaft Alten-Limpurg.
Kommandeur des Großherzoglich Hessischen Ludewigs-Ordens und des Verdienstordens Philipps des Großmütigen. Träger des Ehrenkreuzes II. Klasse des Fürstlichen Hausordens von Hohenzollern. Ritter des Königlich Preußischen St. Johanniterordens.
Schriftlicher Nachlass im Holzhausen-Archiv im ISG. Korrespondenz mit Friedrich Fröbel (19 Briefe, 1811-46) im Besitz der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung in Berlin.

Lexika: Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 263. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 113.
Literatur:
                        
Lerner, Franz: Gestalten aus der Geschichte des Ffter Patrizier-Geschlechtes von Holzhausen. Ffm. 1953.Lerner: Holzhausen. Gestalten 1953, S. 198-218. | Müller, Jürgen: Deutscher Bund und deutsche Nation 1848-1866. Göttingen 2005. (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 71).Müller: Dt. Bund u. dt. Nation 2005, S. 575f. | [Richel, Arthur:] Johann Heinrich Pestalozzi. Gedächtnisausstellung. Veranstaltet v. d. Stadtbibliothek, d. Schulmuseum u. a. Instituten i. Auftr. d. Arbeitsausschusses für die Ffter Pestalozzifeier. Katalog. Ffm. 1927.Richel: Pestalozzi-Gedächtnisausstellung 1927, S. 42f. | Sämtliche Briefe an Johann Heinrich Pestalozzi (SBaP). Kritische Ausgabe. Hg. v. Rebekka Horlacher u. Daniel Tröhler. 6 Bde. Zürich 2009-15.Briefe von Friedrich Fröbel an Johann Heinrich Pestalozzi, „Auf der Öde bei Ffm.“, 10.7.1808 u. 26.7.1808: Sämtl. Briefe an Pestalozzi 2 (2010), Nr. 980, S. 507-518, u. Nr. 982, S. 521-524. | Thomsen, Knut: Die Bemühungen Hessen-Homburgs um Sitz und Stimme im Bundestag. Beiträge zur Geschichte eines deutschen Kleinstaates. Bad Homburg 1966. (Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde zu Bad Homburg vor der Höhe 30).Thomsen: Die Bemühungen Hessen-Homburgs um Sitz u. Stimme im Bundestag 1966, S. 89f.
Quellen: ISG, Archiv der Familie Holzhausen, u. a. mit Akten und Urkunden, etwa 13.-19. Jahrhundert.Schriftlicher Nachlass: ISG, Holzhausen-Archiv, Kasten 88-89.
Internet: Das Ffter Patriziat, Seite mit Informationen (u. a. genealogische Datenbank) zum Ffter Patriziat, ein Projekt der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung Ffm., bearb. v. Andreas Hansert. https://frankfurter-patriziat.de/node/88242Ffter Patriziat, 18.7.2016. | Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), ein Projekt des Liechtenstein-Instituts, Bendern (Fürstentum Liechtenstein). https://historisches-lexikon.li/Holzhausen,_Johann_Adolf_Freiherr_von
Hinweis: Artikel von Margret Friedrich.
Hist. Lex. d. Fürstentums Liechtenstein, 3.1.2019.

Holzhausen, Adolph von (1866-1923)

Adolph von Holzhausen

Adolph von Holzhausen
Fotografie.

© Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S7P Nr. 6777).
Holzhausen, Adolph Joseph Hektor Karl Otto Freiherr von. Offizier. Stifter. * 7.9.1866 Linz/Donau, † 21.7.1923 Oberursel-Hohemark.
Sohn von Alexis Freiherr von H. (1837-1904), der als Offizier in österreichischen Diensten stand (bis 1866), und dessen Ehefrau Antonie, geb. Freiin von Gablenz (1843-1900). H.s Schwester Auguste, in erster Ehe (seit 1891) verw. von Hinüber, in zweiter Ehe (seit 1903) verh. Freifrau von Hammerstein-Loxten, wurde 1872 in Weimar geboren und starb 1922 in Bückeburg.
H. besuchte das Gymnasium in Wiesbaden. Die Wiesbadener Adressbücher weisen in diesen Jahren Alexis von H., H.s Vater, nach: 1880/81 im Nerotal 17, 1883/84 in der Kapellenstraße 40, 1885/86 und 1887/88 in der Friedrichstraße 20 (Vorschussvereinsgebäude). Nach dem Abitur in Wiesbaden wurde H. zunächst Königlich Preußischer Leutnant im Husaren-Regiment Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg Nr. 14 in Kassel (1888). Auf Wunsch seines Onkels Georg von H. (1841-1908) ließ er sich zum 13. Regiment in Ffm.-Bockenheim versetzen; dort war er zuletzt Rittmeister. Aufgrund eines schweren Sturzes vom Pferd musste er vorzeitig den Dienst quittieren. Zusammen mit seinem Freund, dem Rittmeister Wilhelm, gen. Willy, Freiherr von Hardt, einem Rennreiter, unternahm H. umfangreiche Weltreisen, die ihn u. a. nach Südamerika führten. In der Neuen Preußischen Zeitung vom 10.7.1903 erschien ein Bericht über einen „Ritt durch den chilenischen Urwald“ auf einer dieser Reisen.
Der unverheiratete Onkel Georg von H. hatte H. zum alleinigen Erben eingesetzt. Ab 1908 wohnte Adolph von H. in dem Wasserschlösschen auf der H.ʼschen Oede im Norden der sich ausbreitenden Großstadt Ffm. Nachdem bereits im 19. Jahrhundert Teile des zur Oede gehörenden Grundbesitzes verkauft worden waren, hatte schon Georg von H. weitere Flächen des ca. 17 Hektar umfassenden Geländes an eine „Terrain-Aktiengesellschaft Holzhausenpark“ veräußern wollen. Diese Gesellschaft zum Zweck der baulichen Erschließung des Gesamtgeländes wurde 1909 begründet. H. brachte seinen Grundbesitz mit dem H.schlösschen in die Gesellschaft ein und erhielt dafür Aktien im Nennwert von ca. 1,4 Millionen Mark zugeteilt. Eine Dividende wurde bis zum Ende des Ersten Weltkriegs allerdings nicht ausgeschüttet; auch eine Kapitalrückerstattung bei Aktienverkauf konnte nicht geleistet werden.
Nach den ursprünglichen, den Interessen der städtischen Baupolitik unter Adickes entsprechenden Plänen der Terrain-Gesellschaft aus dem Jahr 1910 sollten das gesamte Parkgelände in Bauland umgewandelt und von Straßen durchschnitten sowie das H.schlösschen abgerissen werden. Daher sah sich H., wie er in einem Brief an seinen Rechtsanwalt Dr. Hans Fester vom 4.4.1918 schreibt, veranlasst, das H.schlösschen zu verlassen. Erst nach Bürgerprotesten, u. a. aus dem Ffter Architekten- und Ingenieur-Verein, blieb ein etwa 3,5 Hektar großer Parkteil mit dem Wasserschloss erhalten, der von der Terrain-Gesellschaft an die Stadt Ffm. überging. 1911 wurde der Haushalt H.s im Schlösschen aufgelöst; auf Veranlassung von H.s Anwalt Dr. Hans Fester wurden Bibliothek und Familienarchiv damals im Einverständnis mit dem Besitzer zur vorläufigen Aufbewahrung in die Stadtbibliothek bzw. das Stadtarchiv überführt. Das H.schlösschen wurde vorübergehend von Mietern, darunter der Architekt Ernst May, bezogen.
Zu jener Zeit unternahm H. längere Reisen ins Ausland und kam nur gelegentlich nach Deutschland, versäumte es dabei aber nie, die ihm „lieb gewordene Stadt“ Ffm. zu besuchen. Am Ende des Ersten Weltkriegs, an dem H. aktiv teilnahm, erlitt er einen physischen und auch psychischen Zusammenbruch, von dem er sich nie wirklich erholte. Seitdem hielt er sich, wie wohl zeitweise schon vor dem Krieg, hauptsächlich in der Privatklinik Dr. Friedländer auf der Hohemark auf.
Seit 1890 Mitglied der Adeligen Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg.
H., der wie sein Onkel ledig blieb, musste damit rechnen, dass mit ihm die Ffter Familie von H. aussterben würde. Ihm war wichtig, sein Vermögen und seinen Nachlass so zu ordnen, dass das Andenken an seine Familie in Ffm. lebendig erhalten würde. 1915 errichtete er deshalb ein sehr ausführliches Testament, in dem er zwar seinen nächsten Verwandten einen Teil seines Vermögens vermachte, aber die Stadt Ffm. zur Haupterbin einsetzte. Nach seinem Tod sollte die Stadt das Erbe als Grundlage einer Stiftung von H. verwenden, die Wissenschaft und Forschung, u. a. durch Errichtung neuer Lehrstühle an der Universität, zugutekommen sollte.
1916 entschloss sich H., seine Stiftung, die er ursprünglich erst für den Fall seines Todes vorgesehen hatte, sofort zu gründen. Zu diesem Zweck übergab er seine Aktien der Terrain-Gesellschaft an die Stadt Ffm., die sich im Gegenzug verpflichtete, ihm eine jährliche Rente von 50.000 Mark zu zahlen. Die Stadt sollte dieses Aktienvermögen gesondert verwalten, und zwar als Grundstock der „Stiftung des Rittmeisters Freiherr Adolph von Holzhausen, errichtet zum Gedächtnis und Erinnerung an das Geschlecht der Freiherren von Holzhausen“, die damit zu bestehen begann (29.3.1916). In der Stiftungsurkunde wurde die Stiftung zum Bau einer wissenschaftlichen Anstalt bestimmt, etwa für einen Neubau der Stadtbibliothek, in dem später eine Tafel an die Förderung durch die Stiftung erinnern sollte. H. änderte sein Testament noch 15-mal, schränkte Zuwendungen und Anordnungen immer mehr ein, blieb aber dabei, dass die Stadt Ffm. als Haupterbin die bestehende Stiftung unter allen Umständen sichern sollte.
Bei der Gründung der Stiftung und der Regelung seines Nachlasses leitete H. vor allem der Wunsch, „das Gedächtnis an die Freiherren von H. durch die Jahrhunderte weiterzutragen und die Erinnerung an sie stets zu erneuern“. Aus diesem Beweggrund wies er das in Jahrhunderten zusammengetragene Familienarchiv dem Stadtarchiv (heute: ISG) zu. Die hervorragende Sammlung von Ahnenbildern wurde dem Städelschen Kunstinstitut, wo sie schon seit 1911 geschlossen als Leihgabe ausgestellt war, zu dauerndem Eigentum überlassen. Das Kunstgewerbemuseum erhielt einen Teil der sonstigen Kunstschätze aus dem H.schlösschen. Auch verfügte H. testamentarisch, dass die Familiengrabstätten in der Karmeliter- und Leonhardskirche sowie auf dem Hauptfriedhof in Ffm., das Grab seiner Eltern in Weimar und sein eigenes Grab von der Stadt Ffm. „in würdiger Weise stets zu erhalten und zu pflegen“ seien.
Die Stadt Ffm. wurde verpflichtet, „das historische Oedschlösschen nebst Umgebung in einem seiner Vergangenheit entsprechenden Zustande“ zu erhalten und nur für einen wichtigen gemeinnützigen Zweck zu verwenden: „Zu Wohnzwecken (…), Gasthaus oder dergleichen Zwecken soll es nicht verwendet werden dürfen“, heißt es in einem Testaments-Nachtrag vom 19.9.1917. In der Nähe des H.schlösschens sollte ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Familie von H. errichtet werden. Der ehemalige Burgplatz beim Dorf Holzhausen, der von H. als ursprüngliche Heimstätte der Familie betrachtet wurde, sollte ordentlich hergerichtet und gleichfalls mit einem Gedenkstein versehen werden. (Die gewünschten Gedenksteine wurden im Holzhausenpark in Ffm. 1936 und auf dem Burggelände bei Holzhausen 1937 aufgestellt.) Außerdem sollte eine Geschichte der Familie von H. verfasst werden.
Um die Erinnerung an seine Familie bei kommenden Generationen wachzuhalten, wünschte sich H. jährlich am 7. September, seinem Geburtstag, ein Kinderfest im H.park, das aus dem Nachlass finanziert werden sollte. Auch wollte der Stifter, dass die Professoren und Verwaltungsbeamten der Universität in jedem dritten Jahr ein „Adolph von Holzhausen-Fest“ (allerdings auf Kosten der Universität) feiern würden. Außerdem sollte die Universität jedes Jahr ein Reisestipendium an junge Wissenschaftler vergeben, das den Namen der Familie von H. tragen sollte; begabte Lehramtsbewerber sollten H.-Stipendien für den Besuch der Lehrerbildungsanstalten erhalten. All diese Stifterwünsche hätten aus dem ursprünglich hohen Vermögen leicht erfüllt werden können.
Noch zu Lebzeiten des Stifters machte die Inflation die weitreichenden Pläne zunichte. Infolge der Geldentwertung konnte H. auch seinen Lebensunterhalt mit der von der Stadt Ffm. gezahlten Rente nicht mehr bestreiten. Kurz vor seinem Tod 1923 ließ er daher seinen umfangreichen Besitz an Kunstwerken und kunstgewerblichen Einrichtungsstücken versteigern. Auch musste H. noch erleben, dass die Bankguthaben, die die Terrain-Gesellschaft aus dem Erlös der Grundstücksverkäufe angesammelt hatte, der völligen Entwertung anheimfielen.
Ölporträt (von Hans Happ, 1968) als Dauerleihgabe der UB Ffm. bei der Ffter Bürgerstiftung im H.schlösschen.
Grabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann F an der Mauer 428).
Ein privater schriftlicher Nachlass von H. ist nicht erhalten. In seinem Testament vom 26.11.1915 hatte H. verfügt, nach seinem Tod alle Papiere und Aufzeichnungen von nicht geschäftlicher Natur zu vernichten. Daran hat sich der Testamentsvollstrecker Hans Fester offenbar streng gehalten. Der Historiker Franz Lerner, der das Familienarchiv bei den Vorarbeiten für seine 1953 erschienene Geschichte der Familie von H. sichtete, hielt in einem Zwischenbericht 1949 fest, dass das Archiv nicht vollständig sei und insbesondere Briefbestände aus neuerer Zeit fehlten.
Aufgrund der Aufwertungsgesetzgebung konnte die „Freiherr-Adolph-von-Holzhausen-Stiftung“ noch in den 1920er Jahren saniert werden, wenn auch in wesentlich bescheidenerem Umfang, und durch Ansparen der Zinsen stockte sie ihr Grundkapital von ca. 80.000 Mark auf ca. 130.000 Mark auf. Dieser Betrag konnte jedoch nicht ausreichen, um ein wissenschaftliches Institut nach dem Wunsch von H. und zum Andenken an dessen Familie zu errichten. Als die Stadt Ffm. 1937 beabsichtigte, den lange projektierten Bau einer Universitätsbibliothek zu verwirklichen, sollten dafür wenigstens die verbliebenen Gelder aus der H.ʼschen Stiftung im Sinne ihres Gründers mitverwendet werden. Doch die Umsetzung der bereits weit gediehenen Pläne wurde durch den Zweiten Weltkrieg verhindert. Nachdem sich das Stiftungsvermögen, u. a. durch die Währungsreform nach dem Krieg, erneut stark vermindert hatte und schließlich weniger als 10.000 Mark betrug, wurde die Stiftung durch Magistratsbeschluss vom 14.4.1969 aufgehoben.
Das H.schlösschen beherbergte von 1924 bis 1944 die Außenstelle Ffm. des Reichsarchivs, von 1954 bis 1988 das städtische Museum für Vor- und Frühgeschichte. Seit 1989 ist es Sitz der damals neu gegründeten Ffter Bürgerstiftung. Die Bürgerstiftung griff eine Idee des früheren Schlossherrn und Stifters Adolph von H. auf: Seit 1990 findet alljährlich zu dessen Geburtstag im September ein Kinderfest im H.schlösschen und -park statt, das seit 2015 um die Kinderfesttage im H.schlösschen ausgeweitet ist. Anlässlich von H.s 150. Geburtstag 2016 veranstaltete die Ffter Bürgerstiftung eine Ausstellung im H.schlösschen. In der Ausstellung wurden erstmals persönliche Erinnerungsstücke (Dokumente, Fotografien und Alltagsgegenstände) an und von H. gezeigt, die sich im privaten Besitz der Nachkommen von H.s Schwester Auguste, verh. Freifrau von Hammerstein-Loxten, in Paris erhalten haben.
Adolph-von-H.-Park (alltagssprachlich auch kurz: H.park) im Nordend.

Lexika: Müller, Bruno: Stiftungen in Ffm. Geschichte und Wirkung. Neubearb. u. fortgesetzt durch Hans-Otto Schembs. Ffm. [Copyright 2006]. („Mäzene, Stifter, Stadtkultur“, Schriften der Ffter Bügerstiftung und der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, hg. v. Clemens Greve, Bd. 7).Müller/Schembs: Stiftungen 2006, S. 173f. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 263.
Literatur:
                        
Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst. Bisher 78 Bde. Ffm. 1839-2019.Greve, Clemens: Im Zeichen der Rose. Die Holzhausens und der Holzhausenpark, damals und heute. In: AFGK 74 (2014): Ffter Parkgeschichten, bes. S. 16-18. | Hansert, Andreas: Aus Auffrichtiger Lieb Vor Franckfurt. Patriziat im alten Fft. Hg. v. d. Cronstett- und Hynspergischen Evangelischen Stiftung und dem Historischen Museum Fft. Ffm. 2000.Hansert: Patriziat im alten Fft. 2000, S. 152-155, 156f. | Lerner, Franz: Beiträge zur Geschichte des Ffter Patriziergeschlechtes von Holzhausen. Exkurse zu dem Bande „Gestalten aus der Geschichte des Ffter Patrizier-Geschlechtes von Holzhausen“. Ffm. 1953.Lerner: Holzhausen. Exkurse 1953. | Lerner, Franz: Gestalten aus der Geschichte des Ffter Patrizier-Geschlechtes von Holzhausen. Ffm. 1953.Lerner: Holzhausen. Gestalten 1953. | Limberg, Hannelore: Holzhausenschlösschen. Berlin/München 2015. (Ffter Architektur und Geschichte 2).Limberg: Holzhausenschlösschen 2015. | Schomann, Heinz: Das Ffter Holzhausenviertel vom Weiherhaus zum Wohnquartier. Eine Studie zur Stadtentwicklung der Mainmetropole, zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Nordends. Petersberg 2010. (Eine Dokumentation des Kuratoriums Kulturelles Fft.). Schomann: Holzhausenviertel 2010, bes. S. 37-77, 114.
Quellen: Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung, Archiv, Ffm.Zur Aufnahme von Adolph von Holzhausen in die Adelige Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg: Cronstett- u. Hynspergische ev. Stiftung, Archiv, CS 1109, Holzhausen. | Ffter Bürgerstiftung, Archiv, Ffm.Zur Alleinerbschaft des Vermögens des Ffter Familienzweigs durch Adolph von Holzhausen: Müller, Bruno: Geschichte der Stiftung des Rittmeisters Adolf von Holzhausen (1953). In: Ffter Bürgerstiftung, Archiv, Kasten 40, Holzhausen-Historie. | Ffter Bürgerstiftung, Archiv, Ffm.Müller, Bruno: Geschichte der Terrain-Aktiengesellschaft Holzhausenpark. In: Ffter Bürgerstiftung, Archiv, Kasten 40, Holzhausen-Historie. | ISG, Archiv der Familie Holzhausen, u. a. mit Akten und Urkunden, etwa 13.-19. Jahrhundert.Zur Veräußerung von Teilen des zur Holzenhausenʼschen Oed gehörenden Grundbesitzes, 1868/70: ISG, Holzhausen-Archiv, Kasten 120/1, Deserviten- und Auslagenverzeichnis Schulin, April-Aug. 1868/April-Sept. 1870. | ISG, Magistratsakten (Best. A.02.01), Serien 1868-1930 und 1930-69.Zur Überführung der Bibliothek und des Familienarchivs in die Stadtbibliothek bzw. das Stadtarchiv: ISG, MA S 1.491; darin: Gemeinschaftlicher Bericht der Direktoren der Stadtbibliothek und des Stadtarchivs, betr.: Depositarische Verwahrung von Beständen aus v. Holzhausen’schem Besitz, 15.4.1911. | ISG, Magistratsakten (Best. A.02.01), Serien 1868-1930 und 1930-69.Korrespondenz zwischen Adolph von Holzhausen u. Rechtsanwalt Dr. Hans Fester sowie dem Magistrat u. Adolph von Holzhausen, April/Mai 1918: ISG, MA 1.665/I, Bl. 100-106, 111. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/13.870. | ISG, Bestand von Akten u. a. der Stiftungsabteilung beim städtischen Rechtsamt (Best. A.30.02), 1875-2002.Zum Testament Adolph von Holzhausens: ISG, Stiftungsabt. 549; darin auch der zitierte Testaments-Nachtrag vom 19.9.1917 (S. 29). | ISG, Bestand von Akten u. a. der Stiftungsabteilung beim städtischen Rechtsamt (Best. A.30.02), 1875-2002.Zwischenbericht von Franz Lerner über das Holzhausen-Archiv, 1949. In: ISG, Stiftungsabt. 549, Kasten 13: Nachlass Franz Lerner, FK 67,II. | ISG, Bestand von Akten u. a. der Stiftungsabteilung beim städtischen Rechtsamt (Best. A.30.02), 1875-2002.Zum Magistratsbeschluss vom 14.4.1969 zur Aufhebung der Stiftung: ISG, Stiftungsabt. 705. | Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, vorm. Stadt- und Universitätsbibliothek, Ffm.Katalog zur Versteigerung der Kunstwerke u. kunstgewerblichen Einrichtungsstücke, 1923: Gemälde Alter Meister aus der Sammlung des Adolph von Holzhausen und aus Museumsbesitz. Versteigerung 24./25.4.1923. Ffm. 1923. UB Ffm., Sign. Cat. Libr. Ff Bangel 503, Nr. 1042. (Leider ist aus diesem Katalog die Provenienz der versteigerten Stücke nicht eindeutig ersichtlich, da es immer nur heißt: „Holzhausen u. a.“.)
Internet: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Adolph_von_HolzhausenWikipedia, 8.8.2016.

Holzhausen, Anton Ulrich von

Letzter Älterer Bürgermeister der Reichsstadt Ffm.
Anton Ulrich von Holzhausen

Anton Ulrich von Holzhausen
Porträtgemälde, vermutlich von Johann Anton Tischbein (um 1758/59; Städel Museum, Ffm., Inventarnummer 1742).
© CC BY-SA 4.0 Städel Museum, Frankfurt am Main.

Holzhausen, Anton Ulrich Carl Freiherr von. Wirklicher Kaiserlicher Rat. Jurist. Stadtpolitiker. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 30.6.1754 (Bad Kreuznach-Bad) Münster am Stein, Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 30.8.1832 Ffm.
Sohn von Hieronymus Georg von H. (1726-1755) und dessen Ehefrau Caroline, geb. von Geispitzheim (1727-1768). Verheiratet in erster Ehe (seit 1775) mit Erdmuthe Friederica Agatha von H., geb. (Seiffart) von Hohenstein (1756-1816), in zweiter Ehe (seit 1827) mit Henriette von H., geb. von Glauburg (1790-1854).
Jurastudium in Göttingen. Zunächst Tätigkeit als Regierungsassessor und Regierungsrat im Dienst des Hauses Nassau-Usingen. Seit 1778 Mitglied im Ffter Rat als Beisitzer (Assessor) bei der Jüngeren Bürgermeisteraudienz. Seit 1785 Schöffe und Deputierter für die Schatzung (Steuerbehörde). Ernennung zum Wirklichen Rat durch den Kaiser. Bei der Besetzung der Stadt Ffm. durch französische Revolutionstruppen 1796 gehörte H. zu den sieben Geiseln, die nach Frankreich verschleppt wurden, um die geforderten Kontributionszahlungen zu erreichen. 1800 und 1806 Älterer Bürgermeister (als letzter Inhaber dieses Amtes in der Reichsstadt Ffm.). Von Fürstprimas Dalberg 1806 zum Schöffen des neuen Appellationsgerichts und später zum Großherzoglichen Kammerherrn ernannt. Nach dem Ende des Großherzogtums 1815 Senator und Schöffe der Freien Stadt.
Mitglied der Patriziergesellschaft Alten-Limpurg. Im Auftrag dieser Ganerbschaft führte H. das Wappenbuch vom Haus Limpurg fort, das im H.-Archiv im ISG überliefert ist. Freimaurer in der Loge zu den drei Disteln (seit 1778) und der Loge zur Einigkeit.
Besitzer einer großen Kunst- und Gemäldesammlung, die 1820 versteigert wurde.
1815 Ritter des Königlich Preußischen St. Johanniterordens.
Kinderporträt (Gemälde von Tischbein [d. i. vermutlich Johann Anton Tischbein (1720-1784)], um 1758/59) im Städel Museum.
Bestattet im Familiengrab auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann F an der Mauer 137).
Bettine von Arnim soll H. zum Vorbild für den Bürgermeister in „Dies Buch gehört dem König“ (1843) genommen haben, worin er im Jahr 1807 fiktive Gespräche mit der Rätin Goethe und dem Pfarrer (d. i. wahrscheinlich Wilhelm Friedrich Hufnagel) führt.

Lexika: Dölemeyer, Barbara: Ffter Juristen im 17. und 18. Jahrhundert. Ffm. 1993. (Ius Commune, Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Europäische Rechtsgeschichte Ffm., Sonderhefte, Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte 60).Dölemeyer: Juristen, S. 84f., Nr. 281. | Körner, Hans: Ffter Patrizier. Historisch-Genealogisches Handbuch der Adeligen Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg zu Ffm. Neubearb. u. fortgesetzt durch Andreas Hansert. Neustadt/Aisch 2003.Körner/Hansert: Ffter Patrizier 2003, S. 191f. | Körner, Hans: Ffter Patrizier. Historisch-Genealogisches Handbuch der Adeligen Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg zu Ffm. München 1971.Körner: Ffter Patrizier 1971, S. 18f. (mit Abb. auf Tafel XIX). | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 263.
Literatur:
                        
Arnim, Bettine von: Dies Buch gehört dem König. Nach dem Text der Erstausgabe [von 1843] hg. v. Wolfgang Bunzel. Originalausgabe. München 2008. (dtv 13720).Bunzel, Wolfgang: „in Gedanken Land und Leute regiert“. Bettine von Arnims „Königsbuch“. In: Arnim: Dies Buch gehört dem König 2008, S. 418. | Demeter, Karl: Die Ffter Loge zur Einigkeit 1742-1966. Ein Beitrag zur deutschen Geistes- und Sozialgeschichte. Ffm. 1967.Demeter: Ffter Loge zur Einigkeit 1967, S. 195, Nr. 3. | Lerner, Franz: Gestalten aus der Geschichte des Ffter Patrizier-Geschlechtes von Holzhausen. Ffm. 1953.Lerner: Holzhausen. Gestalten 1953, S. 195-197. | Sander, Jochen/Brinkmann, Bodo: Deutsche Gemälde vor 1800 im Städel. Ffm. 1999. (Deutsche Gemälde vor 1800 in bedeutenden Sammlungen 1).Sander/Brinkmann: Dt. Gemälde vor 1800 im Städel 1999, S. 53f. (m. Abb. 78).
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/5.946.
Internet: Das Ffter Patriziat, Seite mit Informationen (u. a. genealogische Datenbank) zum Ffter Patriziat, ein Projekt der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung Ffm., bearb. v. Andreas Hansert. https://frankfurter-patriziat.de/node/88230Ffter Patriziat, 8.11.2016. | Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Ulrich_von_HolzhausenWikipedia, 7.11.2016.

Holzhausen, Carl von

Holzhausen, Carl Anton Friedrich Wilhelm August Rudolph Freiherr von. Offizier. Privatgelehrter. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 16.6.1794 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 31.3.1867 Ffm.
Ältestes der acht Kinder von Johann Justinian Georg von H. (1771-1846) und dessen Ehefrau Caroline Friederike Luise, geb. von Ziegesar (1775-1846). Fünf Brüder, darunter Friedrich Ludwig Carl, gen. Fritz, von H. (1797-1819) und Johann Adolph von H., und zwei Schwestern; zwei der Brüder starben im Säuglings- oder Kleinkindalter. Verheiratet in erster Ehe (seit 1823) mit Maria Johanna von H., geb. von Heyden (1801-1823), einer Kindheitsfreundin seiner Schwester Sophie (1801-1865); die junge Frau starb knapp sieben Wochen nach der Hochzeit. Verheiratet in zweiter Ehe (seit 1835) mit Sophie Auguste von H., geb. (von) Gontard (1800-1867), einer Schwester von Marianne Lutteroth und Clotilde Koch-Gontard. Ein Sohn aus zweiter Ehe: Johann Justinian Georg Karl von H. (1841-1908), der unverheiratet blieb und seinen „Neffen“ Adolph von H. zum alleinigen Erben einsetzte; Adolph von H. war der Enkel von Carl von H.s viertem Bruder Johann Hector von H. (1812-1890) und der Sohn von Georg von H.s Cousin Alexis von H. (1837-1904).
Mit seinen beiden nächstjüngeren Brüdern Fritz und Adolph wurde H. von Friedrich Fröbel unterrichtet, der seit Juni 1806 als Hofmeister bei der Familie angestellt war. Mit ihm besuchten die Brüder von H. von 1808 bis 1810 Pestalozzis Institut in Iferten in der Schweiz. 1813 Eintritt in die österreichische Armee und Teilnahme an den Befreiungskriegen gegen Napoleon, zunächst als Leutnant im K. k. Infanterie-Regiment Prinz Philipp von Hessen-Homburg Nr. 19 (Feldzug der Südarmee 1814, verwundet), dann im K. k. Kürassier-Regiment Großfürst Konstantin von Russland Nr. 8 (Feldzug in Frankreich 1815). Ordonnanzoffizier beim Kommandierenden General Erbprinz von Hessen-Homburg. 1817 Abschied vom Militär. Studium in Heidelberg. Von 1825 bis 1827 Kunstreise durch Italien.
Mitglied der Patriziergesellschaft Alten-Limpurg. 1822 Ehrenmitglied der SNG und der Fft.ischen Gesellschaft zur Beförderung nützlicher Künste und deren Hülfswissenschaften (der späteren Polytechnischen Gesellschaft). Bei Gründung der Ffter Sparkasse durch die Polytechnische Gesellschaft 1822 hatte H. zu den Bürgern gehört, die „die notwendigen Garantie-Aktien zeichneten und damit dem zunächst als Hilfe für die wirtschaftlich Schwachen, insbesondere für Arbeiter, Handwerksgesellen und Hausangestellte, gedachten Institut den nötigen Rückhalt gaben“ (Franz Lerner). 1837 Mitbegründer der Gesellschaft für Fft.s Geschichte und Kunst.
H. war naturwissenschaftlich interessiert und befasste sich auch mit religiösen, philosophischen, literarischen und historischen Fragen, wie entsprechende Aufzeichnungen in seinen nachgelassenen Papieren belegten. Seine Frau Sophie von H., die um 1829/32 Schülerin der Malerin Caroline Bardua (1791-1864) gewesen war, beschäftigte sich, ebenso wie ihre Schwester Rosalie Gontard (1806-1887), als Malerin. Das Ehepaar von H. bewegte sich freundschaftlich in Ffter Künstlerfamilien, u. a. Hessemer, Mylius, Reiffenstein und Schmidt von der Launitz, und veranstaltete regelmäßige Leseabende im Schlösschen „auf der Öde“.
Nach dem Tod des Vaters 1846 wurde H. als ältester Sohn 5. Fideikommissherr und Ritter des Königlich Preußischen St. Johanniterordens.

Lexika: Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 265. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 113.
Literatur:
                        
Hansert, Andreas: Aus Auffrichtiger Lieb Vor Franckfurt. Patriziat im alten Fft. Hg. v. d. Cronstett- und Hynspergischen Evangelischen Stiftung und dem Historischen Museum Fft. Ffm. 2000.Hansert: Patriziat im alten Fft. 2000, Beilage: Stammtafel der Ffter Patrizierfamilie Holzhausen, Generationen 19-21. | Lerner, Franz: Gestalten aus der Geschichte des Ffter Patrizier-Geschlechtes von Holzhausen. Ffm. 1953.Lerner: Holzhausen. Gestalten 1953, S. 200-210. | [Richel, Arthur:] Johann Heinrich Pestalozzi. Gedächtnisausstellung. Veranstaltet v. d. Stadtbibliothek, d. Schulmuseum u. a. Instituten i. Auftr. d. Arbeitsausschusses für die Ffter Pestalozzifeier. Katalog. Ffm. 1927.Richel: Pestalozzi-Gedächtnisausstellung 1927, S. 43f. | Sämtliche Briefe an Johann Heinrich Pestalozzi (SBaP). Kritische Ausgabe. Hg. v. Rebekka Horlacher u. Daniel Tröhler. 6 Bde. Zürich 2009-15.Briefe von Friedrich Fröbel an Johann Heinrich Pestalozzi, „Auf der Öde bei Ffm.“, 10.7.1808 u. 26.7.1808: Sämtl. Briefe an Pestalozzi 2 (2010), Nr. 980, S. 507-518, u. Nr. 982, S. 521-524.
Internet: Ffter Frauenzimmer – eine Spurensuche, Website des Historischen Museums Fft., Konzeption und Redaktion: Ursula Kern, Ffm. http://www.frankfurterfrauenzimmer.de/cp10-detail.html?bio=ba
Hinweis: Artikel über Sophie Auguste von Holzhausen von Ursula Kern, 2015.
Ffter Frauenzimmer, 13.4.2019.
| Das Ffter Patriziat, Seite mit Informationen (u. a. genealogische Datenbank) zum Ffter Patriziat, ein Projekt der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung Ffm., bearb. v. Andreas Hansert. https://frankfurter-patriziat.de/node/88237Ffter Patriziat, 12.4.2019.

Holzhausen, Friedrich von

Friedrich und Marianne von Holzhausen

Friedrich von Holzhausen und seine Frau Marianne, geb. von Zülow
Fotografie (in Privatbesitz).

© privat. Nähere Informationen auf Anfrage bei der Redaktion.
Holzhausen, Friedrich Franz Karl Freiherr von. Offizier. Kulturfunktionär der NSDAP. Zeichner. * 17.6.1893 Mährisch-Trübau, † 7.7.1985 Kronberg/Taunus.
Stammte aus der österreichischen Linie der Ffter Patrizierfamilie. Zweitältestes von fünf Kindern des Malers Friedrich Wilhelm Heinrich von H. (1857-1923) und dessen Ehefrau, der Pianistin Therese von H., geb. Pawliczek (1867-1935).
Ausbildung an der Marine-Kadetten-Anstalt in Fiume. Teilnahme am Ersten Weltkrieg als Offizier zur See. 1919 Heirat mit Marianne Ida Karoline von Zülow (1899-1980); Geburt zweier Söhne, Hans-Friedrich Hermann (1920-1942) und Gilprecht Albertus (1926-1945). Von 1921 bis zur Liquidation des Unternehmens 1928 Betreiber einer Tonwarenfabrik in Eberschwang/Oberösterreich. 1928 Übersiedlung nach Ffm., wo H. in der Tradition seiner Familie bereits zuvor Mitglied der Patriziergesellschaft Alten-Limpurg geworden war. Eröffnung einer Anstalt für Kleinkind- und Säuglingsgymnastik, für deren Betrieb er vom Ffter Stadtschulamt eine Genehmigung erhielt. Mitglied in der Ffter Ortsgruppe des eng der NSDAP verbundenen „Kampfbunds für deutsche Kultur“. Dessen Leiter war der Landgerichtsrat Friedrich Krebs, ab 1933 Oberbürgermeister der Stadt Ffm. H. schloss sich dieser Organisation einerseits aufgrund ausgeprägter kultureller Interessen, andererseits aus Bewunderung für den Nationalsozialismus an. Am 1.11.1931 trat er gemeinsam mit seiner Frau auch in die NSDAP ein.
Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ zunächst ehrenamtlich, ab 1.10.1933 hauptamtlich Geschäftsführer des Kampfbunds für deutsche Kultur in Ffm. bzw. „Leiter der Hauptstelle Kultur der NSDAP Kreis Groß-Fft.“ („Kreiskulturwart“, seit 1934) sowie „Leiter der Hauptstelle des Deutschen Volksbildungswerks im Kreis Groß-Fft. der NSDAP“. In dieser Funktion organisierte H. Kulturprogramme für die „Ffter Kulturgemeinde“ und assistierte Oberbürgermeister Krebs bei einzelnen kulturpolitischen Aktivitäten. Ende 1933 wirkte er bei der „Gleichschaltung“ des Ffter Kunstvereins mit und besetzte dort anstelle hinausgedrängter Ffter Juden einen Sitz im Verwaltungsrat. 1934 erfasste er im Auftrag des OB die verschiedenen kulturellen und wissenschaftlichen Vereine der Stadt und organisierte sie in fachlichen Arbeitsgruppen für gemeinsame Vortragsprogramme etc., um zu prüfen, ob sie nationalsozialistische Kulturarbeit leisteten. Diese Initiative führte aber nicht zu einer Institutionalisierung und versandete bald wieder. An anderer Stelle versuchte OB Krebs einen „Ffter Kulturkreis“ aufzubauen, in dem Institutsleiter und einflussreiche Ffter Bürger mitwirken sollten. H. sollte Geschäftsführer werden. Auch diese Initiative scheiterte, da Gauleiter Sprenger sie untersagte. 1936 wurde gemeinsam von der Organisation „Kraft durch Freude“ und der Stadt Ffm. die „Ffter Volksbildungsstätte“ gegründet. H. wurde mit der Leitung betraut und hatte die Aufgabe, „in breiten Kreisen den nationalsozialistischen Gedanken zu verwurzeln und Verständnis für das Erbe der deutschen Kultur zu schaffen“. In dieser Position musste H. Spannungen, die sich zwischen Partei und Stadtverwaltung ergaben, aushalten. Von Parteiseite warf man ihm im Lauf der Jahre Disziplinlosigkeit, ungutes Finanzgebaren und ein mangelhaftes Eingehen auf die nationalsozialistische Weltanschauung vor. H. bemühte sich daher, mit Hilfe des Oberbürgermeisters ganz in städtische Dienste zu gelangen. Ab 1.4.1939 wurde er bei der Stadt angestellt. Auch privat schlüpfte er unter städtische Obhut, indem er mit seiner Familie in das (heute nicht mehr erhaltene) Kavaliershaus des Holzhausenschlösschens einzog, das einige Jahre zuvor von seinem Verwandten Adolph von H. der Stadt vermacht worden war. Als städtischer Angestellter leitete H. zunächst weiter das Volksbildungsheim. Doch die Partei kündigte angesichts der bestehenden Querelen nun die vertraglich geregelte Zusammenarbeit mit der Stadt bei der Volksbildungsstätte. So wurde H. im Oktober 1939 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in den Dienst der Stadtbibliothek übernommen, wo er u. a. mit der Titelaufnahme der beschlagnahmten Bücher des liquidierten Instituts für Sozialforschung und mit Dienst in der Lesesaalaufsicht betraut war. Der Stadtrat für Kultur, Rudolf Keller, hielt ihn allerdings für „völlig ungeeignet als wissenschaftliche Bibliothekskraft“. H.s Stellung bei der Stadtbibliothek war ein reiner Versorgungsposten unter der Protektion des Oberbürgermeisters.
Ende 1939 wurde H. als zweiter Administrator der zu Alten-Limpurg gehörenden Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung eingesetzt. Die Stiftung war infolge einer vermutlich ideologisch motivierten Absprechung der Gemeinnützigkeit durch die NS-Steuerbehörden und daraus resultierender hoher Steuerforderungen finanziell in Schwierigkeiten gekommen und sah sich daher gezwungen, ihr vornehmes Damenstift im Palais in der Lindenstraße 27 zu verkaufen. Die Gestapo erwarb das Haus und betrieb darin ab April 1941 ihre Ffter Zentrale. H. war neben dem ersten Administrator Günther Freiherr von Lersner (1903-2003), der für die Stiftung die Verhandlungen geführt hatte, Mitunterzeichner des Kaufvertrags vom 12.12.1939. Nach dem Krieg gelang es der Stiftung, diesen unter wirtschaftlichem Zwang abgeschlossenen Vertrag auf der Basis des Rückerstattungsgesetzes von 1947 rückgängig zu machen, und sie erhielt das Haus zurück.
Im September 1940 wurde H. zur Kriegsmarine eingezogen und tat Dienst als Wachoffizier im Stab des Admirals der Niederlande. 1943 wurde er zum Korvettenkapitän befördert. In einer internen Beurteilung vom September 1944 heißt es: „v. Holzhausen fehlt der praktische Blick und das rechte Verständnis für militärische Dinge. Er ist vielmehr eine Gelehrtennatur, der vielleicht im Marinearchiv des OKM [Oberkommando der Kriegsmarine], seinen [sic!] Beruf als Bibliothekar entsprechend, am besten eingesetzt würde.“ Daraufhin wurde er in dem letzten halben Jahr vor Kriegsende mit der in Wehrmacht und Kriegsmarine neu geschaffenen Position eines „Nationalsozialistischen Führungsoffiziers“ betraut. In dieser Funktion beschäftigte er sich hauptsächlich mit der kulturellen Betreuung der ihm zugeordneten Truppe. Beide Söhne fielen im Zweiten Weltkrieg, Hans-Friedrich von H. Ende 1942 in Stalingrad, Gilprecht von H. im Alter von 18 Jahren in den letzten Kriegswochen.
Bei Kriegsende geriet H. zunächst in britische Gefangenschaft. Die Stadt Ffm. entließ ihn wegen seiner NS-Belastung bereits am 18.4.1945 aus ihren Diensten und stellte am 9.5. auch die Bezahlung seiner Bezüge ein. Von der Kriegsgefangenschaft wurde H. am 28.8.1945 direkt in „automatischen Arrest“ genommen, den die Alliierten für NS-Funktionäre vorgesehen hatten, und blieb für drei Jahre in einem Lager in der britischen Besatzungszone interniert. Am 6.8.1948 entlassen, ging er nach Kronberg im Taunus, wo er sich mit seiner Frau niederließ und mit der dortigen Stadtbaumeisterin und Malerin Lieselotte, gen. Lilo, Wolf (1915-2016) eine Hausgemeinschaft bildete. Zwischen Oktober 1948 und September 1949 hatte H. sein Spruchkammerverfahren zu durchlaufen. Von Entlastungszeugen – unter ihnen Ernst Beutler vom Freien Deutschen Hochstift – wurde ihm eine ruhige und sachliche Art bescheinigt; im Umgang sei er angenehm gewesen und nicht als fanatischer Parteimann aufgetreten. Das Hessische Staatsministerium als öffentlicher Kläger wollte H. zunächst in die Gruppe 2 (Belastete) einreihen; H. kam dann jedoch in die Gruppe 3, die Bewährungsgruppe, woraus zu diesem Zeitpunkt aufgrund neuerer gesetzlicher Bestimmungen eine automatische Einreihung in die Gruppe 4 (Mitläufer) – auch angesichts seiner bereits abgeleisteten Internierungshaft – erfolgte. Die Kammer bescheinigte H. jedoch, er habe sich „vor und einige Zeit nach der Machtergreifung aktiv in den Dienst der nationalsozialistischen Kulturpolitik gestellt (…) und seinen Teil zur Gründung und Stärkung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ beigetragen.
Entsprechend seiner Herkunft aus einer künstlerisch tätigen Familie hatte H. während seiner Gefangenschaft mit dem Zeichnen begonnen, was nun zu seiner Haupttätigkeit wurde. 1950 kam es zu einer Begegnung mit Alfred Kubin (1877-1959), der ihn in seinen spät erwachten künstlerischen Ambitionen bestätigte. H. schuf in den knapp 40 Lebensjahren, die ihm verblieben, ein umfangreiches zeichnerisches Werk, das verschiedentlich in Ausstellungen zu sehen war (u. a. Einzelausstellungen in Ffm. im Ffter Kunstverein, 1958, und in der Galerie Joseph Fach, 1979). Bei der Cronstetten-Stiftung und der v. Schad’schen Stiftung bekleidete er von 1954 bis 1969 das Amt des geschäftsführenden Administrators.
Anlässlich seines 90. Geburtstags 1983 erhielt H. die Ehrenplakette der Stadt Kronberg.
Schriftlicher Nachlass im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Künstlerischer Teilnachlass im ISG.
Zum 100. Geburtstag 1993 Ausstellung „Zeichnungen Kronberger Schaffensjahre“ von H., veranstaltet von Kronberger Kulturkreis und Galerie Uwe Opper in Kronberg.
Aus historischer Sicht erscheint H.s Stellung als nationalsozialistischer Kulturfunktionär in Ffm. von eher marginaler Bedeutung. Seine Tätigkeit beschränkte sich weitgehend auf die volksbildnerischen Aktivitäten, bei denen er seine kulturellen Ambitionen mit der Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts verbinden konnte. Im Einflussbereich des städtischen Kulturamts kam er hingegen nicht nennenswert zum Zuge. An den wesentlichen Entscheidungen der Ffter Kulturpolitik in der NS-Zeit hatte er keinen Anteil. Im lokalen Kontext war H. jedoch erkennbar ein offizieller Repräsentant des NS-Regimes, dem er bis zum Schluss verhaftet blieb.

Lexika: Allgemeines Künstlerlexikon (AKL). Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Bisher 109 Bde. (zuzüglich Index-, Register- und Nachtragsbände). Berlin 1992-2020.AKL 74 (2012), S. 355. | Körner, Hans: Ffter Patrizier. Historisch-Genealogisches Handbuch der Adeligen Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg zu Ffm. Neubearb. u. fortgesetzt durch Andreas Hansert. Neustadt/Aisch 2003.Körner/Hansert: Ffter Patrizier 2003, S. 193f. | Vollmer, Hans: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. 6 Bde. Leipzig 1953-62.Vollmer 6 (1962), S. 75.
Literatur:
                        
Bauer, Thomas: „Mit lebhaftem Bedauern und aufrichtigem Dank“. Der Mitteldeutsche Kunstgewerbe-Verein in der Zeit des Nationalsozialismus. Ffm. 2016.Bauer: Mitteldt. Kunstgewerbe-Verein in der Zeit d. NS 2016, S. 29-32, 56. | Hansert, Andrea C.: Das Haus der Gestapo. Geschichte der Lindenstraße 27 und der Cronstetten-Stiftung in Ffm. Wien 2021.Hansert: Das Haus der Gestapo 2021, bes. S. 71-76. | Holzhausen, Friedrich von: Zeichnungen und Gedanken. Ffm. 1981.Holzhausen: Zeichnungen u. Gedanken 1985. | Friedrich Frhr. von Holzhausen. Zeichnungen. Galerie Joseph Fach, Ffm., 15. November bis 30. Dezember 1979. [Begleitheft zur Ausstellung.] Ffm. 1979.Kat. Friedrich von Holzhausen 1979.
Quellen: Archiv der Ganerbschaft Alten-Limpurg.Archiv d. Ganerbschaft Alten-Limpurg, AL 1114. | Bundesarchiv (BArch) Berlin.Bundesarchiv Berlin, Sign. BAB R 9361-V/6528. | Bundesarchiv (BArch) Berlin.Bundesarchiv Berlin, Abt. Personenbezogene Auskünfte, Sign. B 563 V/SPO-H/103. | Hessisches Landesarchiv (HLA), Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW).HLA, Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Spruchkammerakten, Best. 520/Frankfurt (A-Z). | ISG, Magistratsakten (Best. A.02.01), Serien 1868-1930 und 1930-69.ISG, MA 7.925 u. 7.926. | ISG, Personalakten der Stadtverwaltung (Best. A.11.02), ab ca. 1900.ISG, PA 10.422. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/8.087.
Internet: Internetpräsenz des Städel Museums, Ffm. https://sammlung.staedelmuseum.de/de/person/holzhausen-friedrich-vonStädel, 28.11.2020.

Holzhausen, Hamman von

Maßgeblicher Förderer der Reformation in Ffm.
Hamman von Holzhausen

Hamman von Holzhausen
Porträtgemälde von Conrad Faber von Creuznach (1529; im Besitz des Städel Museums).

© Städel Museum, Ffm. – ARTOTHEK.
Holzhausen, Hamman von. Politiker. * 14.9.1467 Ffm., † 30./31.10.1536 Ffm.
Sohn von Johann von H. zum Goldstein (um 1420-7.1.1475) und dessen zweiter Ehefrau Katharina, geb. Schwarzenberger († 3.1.1498). Verheiratet (Brautlaufbrief vom 26.9.1491) mit Margarethe von H., geb. von Helle gen. Pfeffer (1475?-28.4.1508), Tochter des Kurmainzer Kanzlers Dr. jur. Georg von Helle gen. Pfeffer (1434-5.8.1498) und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Frosch († 1524/26). Sieben Kinder: Margaretha (1493-19.10.1558), verheiratet (seit 1513/16) mit Philipp vom Rhein (1484-1537), Ratsherr (seit 1532) und Schöffe (seit 1536); Katharina (2.1.1495-1534), verheiratet (seit 1515) mit Dr. jur. Arnold von Glauburg (1486-1534), Assessor am Reichskammergericht; Dorothea (4.8.1496-1497); Georg (1.8.1498-vor 1.8.1499); Amandus (24.3.1500-Juni 1500); Rilgin/Regula (* 6.9.1501, † im Kindbett) und Justinian von H. (Okt. 1502-9.9.1553).
Über Hammans Schulzeit in Ffm. liegen keine Informationen vor. Möglicherweise besuchte er eine der drei Ffter Stiftschulen oder wurde von Privatlehrern unterrichtet. Am 31.5.1480 immatrikulierte er sich zum Studium an der Universität Tübingen, im Sommersemester 1482 mit seinem Bruder Gilbrecht (1468-7.6.1514) in Leipzig und im Sommersemester 1483 ebenfalls mit Gilbrecht in Erfurt, ohne einen akademischen Grad zu erlangen. Anschließend unternahm er ausgedehnte Bildungsreisen. Anfang 1491 erwarb er in Rom einen Indulgenzbrief (Ablassbrief) für sich und mehrere Familienmitglieder. Nach seiner Hochzeit wohnte Hamman mit seiner Frau zunächst bei seiner Mutter im Haus zum Goldstein am Kornmarkt, seit 1495 dann im Trierischen Hof, den sein Schwiegervater gepachtet hatte. Spätestens 1503 war er gemeinsam mit seiner Frau Besitzer der Holzhausen-Oede, einer vor der Stadt gelegenen Wasserburg (heute H.schlösschen), die er wahrscheinlich von seiner Großtante Kunigunde von Holzhausen, geb. zu Lichtenstein († 1474), geerbt hatte.
Am 29.4.1493 wurde Hamman zum Ratsherrn und am 9.7.1499 zum Schöffen kooptiert. In den Amtsjahren 1507/08, 1518/19, 1524/25 und 1530/31 bekleidete er das Amt des Älteren Bürgermeisters.
Mit seinem Freund Philipp Fürstenberger, seinem Schwiegersohn Arnold von Glauburg u. a. war H. Mittelpunkt des Ffter Humanistenkreises. Als Mitglied der Ratschlagung, die Ende 1519 dem Rat die Einrichtung einer städtischen Lateinschule empfahl, war er deren Mitbegründer im Jahr 1520. Wilhelm Nesen, der erste, von Claus Stalburg vorgeschlagene Rektor, war ein Anhänger der Reformation. Der Lateinschule stellte Hamman bis 1529 das am Kornmarkt gelegene Haus zum Goldstein, das er für seinen minderjährigen Neffen Gilbrecht (1514-ca. 1550) verwaltete, als Schullokal zur Verfügung. Seit 1526 stiftete er aus seinem Privatvermögen einen jährlichen Geldbetrag, um den bekannten Humanisten und Dichter Jacob Micyllus als Rektor in Ffm. zu halten.
Zu Hammans Bekanntenkreis zählten Erasmus von Rotterdam, Philipp Melanchthon, Willibald Pirkheimer und Ulrich von Hutten. Vielleicht beeinflusst durch den zweimaligen Aufenthalt Luthers in Ffm. im April 1521, wurde H. zum bedeutendsten Wegbereiter der Reformation in Ffm.: Er ließ – in seiner privaten Funktion als Patron des Katharinenklosters – im März 1522 Hartmann Ibach und seit Ende 1523/Anfang 1524 Dietrich Sartorius in der Katharinenkirche predigen, wofür er sich jeweils gegenüber den Mainzer geistlichen Behörden rechtfertigen musste. 1524 schickte er seinen Sohn Justinian und sein Mündel Johann von Glauburg nach Wittenberg zum Studium, auch dies ein Bekenntnis zur Reformation.
Auf dem Höhepunkt des Bauernkriegs im April 1525, während Hammans Amtszeit als Älterer Bürgermeister 1524/25, kam es in Ffm. zu einem Aufstand der unteren Bevölkerungsschichten mit dem Ziel, soziale Reformen durchzusetzen und die neue Lehre einzuführen. Am 17.4.1525 gelang es Hamman, die Aufständischen davon zu überzeugen, ihre Forderungen schriftlich vorzubringen. Zwei Tage später nahm er den Forderungskatalog mit 43 Artikeln entgegen, der kurz darauf um drei weitere Artikel ergänzt wurde. Durch weitere Verhandlungen mit dem von den Aufständischen gebildeten Ausschuss trug Hamman dazu bei, dass der Konflikt letztlich friedlich beigelegt werden konnte und die Herrschaft des vom Patriziat dominierten Rates bestehen blieb. Obwohl Hamman durchaus kritische Vorbehalte gegen Luther hegte, so gegen dessen Heirat und dessen Haltung im Bauernkrieg, vollzog er 1526 den Bruch mit der alten Lehre, als er mit einigen Ratsherren der Handwerkerbank demonstrativ der Fronleichnamsprozession fernblieb. In seiner letzten Amtszeit als Älterer Bürgermeister 1530/31 wurde in der Barfüßerkirche zum ersten Mal mit Genehmigung des Rats der Laienkelch gereicht und der Allgemeine Almosenkasten eingerichtet.
Hamman vertrat die Stadt Ffm. auf mehreren Reichs- und Städtetagen und in zahlreichen weiteren diplomatischen Missionen. Er nahm als Gesandter Fft.s an den Reichstagen in Nürnberg 1522/23, Nürnberg 1524, Augsburg 1525/26 und Speyer 1526 sowie an den Städtetagen in Speyer 1523 und Esslingen 1523 teil. Dreimal vertrat er gemeinsam mit einem Kollegen aus Ulm drei Monate lang als Beisitzer die Freien und Reichsstädte am Reichsregiment in Esslingen: 1525 (17. Aug.-17. Nov.), 1526 (4. Quartal) und 1529 (4. Quartal). Hierfür stellte das Reichsregiment im Namen des Kaisers am 30.12.1530 einen Schutz- und Geleitbrief für Hamman, dessen Sohn Justinian, ihre Häuser, Angehörigen und ihren gesamten derzeitigen und künftigen Besitz aus. Seine letzte diplomatische Mission erfüllte Hamman im Mai 1535 als Mitglied der Ffter Gesandtschaft nach Heidelberg zu außergerichtlichen Verhandlungen mit dem Erzbischof von Mainz, der seit 1533 gegen Ffm. vor dem Reichskammergericht wegen der Abschaffung der katholischen Messe im Jahr 1533 prozessierte. Hammans Berichte von den Reichstagen, die Ranke als Quelle benutzt hat (Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, 6 Bde., 1839-47), wurden in Editionen gedruckt oder erwähnt [Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe, Bde. 3-6 (1901/1905/2011)]. Sie legen Zeugnis von Hammans staatsmännischer Einsicht ab, die ihn zu einem der angesehensten Städtevertreter seiner Zeit machte.
Hamman war einer der großen Staatsmänner Fft.s in einer politisch und religiös sehr bewegten Epoche. Als Privatperson schon früh der Reformation anhängend und diese durch Maßnahmen fördernd, bestimmte bzw. trug er jedoch die Politik des Rates mit, der (vergeblich) versuchte, die Stadt aus Furcht vor Repressalien des Mainzer Erzbischofs und des Kaisers (wie dem drohenden Entzug der Messeprivilegien) nach außen hin als altgläubig erscheinen zu lassen. Erst als Anfang 1533 ein erneuter Aufstand der Bevölkerung zu befürchten war, führte der Rat die Reformation durch das Verbot der katholischen Messe offiziell ein. Die Gefahr der Verhängung der Reichsacht, die durch die Religionsprozesse des Mainzer Erzbischofs vor dem Reichskammergericht bestand, veranlasste den Rat 1536, dem Schmalkaldischen Bund beizutreten. Letztlich bewirkte diese unentschiedene Politik, dass die Stadt die Wirren der Reformationszeit bis 1552 einigermaßen unbeschadet überstand.
Porträtgemälde (von Conrad Faber von Creuznach, 1529) im Städel Museum.
Jacob Micyllus verfasste nach Hammans Tod ein Lobgedicht auf ihn.
Zum 550. Geburtstag 2017/18 Ausstellung „Zwischen Kaisertreue und Protestantismus – Hamman von H. (1467-1536) als Akteur im Zeitalter von Humanismus und Reformation“ der Ffter Bürgerstiftung im H.schlösschen.
Hammanstraße am H.park im Nordend.

Lexika: Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde. München/Leipzig 1875-1912.R. Jung in: ADB 50 (1905), S. 455f. | Heyden, Eduard: Gallerie berühmter und merkwürdiger Ffter. Ffm. 1861.Heyden, S. 268-274. | Körner, Hans: Ffter Patrizier. Historisch-Genealogisches Handbuch der Adeligen Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg zu Ffm. Neubearb. u. fortgesetzt durch Andreas Hansert. Neustadt/Aisch 2003.Körner/Hansert: Ffter Patrizier 2003, S. 175-180. | Lersner, Achilles August von: Chronica. 2 Bde. Ffm. 1706/34.Lersner 1.1, S. 272f., 301 u. 377; 1.2, S. 10, 18-20, 74 u. 81; 2.1, S. 147, 166, 427, 438, 671 u. 722; 2.2, S. 65, 70 u. 204. | Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Dietrich Andernacht in: NDB 9 (1972), S. 574. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 264. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 113.
Literatur:
                        
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Quellen: Ffter Wochenschau. Titel auch: Südwestdeutsche Wochenschau. Ffm. 1924-41 u. 1949-83.Ruppersberg, Otto: Hamman von Holzhausen. In: Ffter Wochenschau 1936, H. 45, S. 1-10. | Ffter Zeitung und Handelsblatt. Ffter Handelszeitung. Neue Ffter Zeitung. Ffm. (1856) 1866-1943.Kleinschmidt, Arthur: Der Ffter Staatsmann Hamman von Holzhausen. In: FZ, Nr. 14, 1899. | ISG, Fichard: Ffter Geschlechtergeschichte (Best. S4l), 347 Faszikel mit Materialsammlungen über die bedeutendsten Familien der Stadt, [ca. 13. Jh.] bis ca. 1810.ISG, Fichard 142, f. 121r-125r. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/2.038.
Internet: Das Ffter Patriziat, Seite mit Informationen (u. a. genealogische Datenbank) zum Ffter Patriziat, ein Projekt der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung Ffm., bearb. v. Andreas Hansert. https://frankfurter-patriziat.de/node/88126Ffter Patriziat, 2.8.2016. | Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Hamman_von_HolzhausenWikipedia, 2.8.2016.

Holzhausen, Johann von

Johann und Gudela von Holzhausen

Johann von Holzhausen und seine Frau Gudela, geb. Goldstein
Doppelbildnis auf der Grabplatte im nördlichen Querhaus des Ffter Doms.
Foto: Wolfgang Faust.

© Wolfgang Faust, Ffm. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Dompfarrei St. Bartholomäus Ffm. und des Dezernats II (Finanzen, Beteiligungen, Kirchen) der Stadt Ffm.
Holzhausen, Johann von. Kaufmann. Politiker. † 7.2.1393 Ffm.
Sohn von Gipel (auch: Geipel) von H. (* vor 1306, † spätestens 1355) und dessen zweiter Ehefrau Cathrina (auch: Katharina, Katherine), geb. zum Wedel († spätestens 1343). Verheiratet (seit 1357) mit Gudela (auch: Guda, Gudula) von H., geb. Goldstein († 1371). Vier Kinder.
1354 erstmals urkundlich erwähnt. Wahrscheinlich war Johann von H. im Weinhandel und Geldgeschäft tätig. Ob er Großhändler war, ist nicht gesichert. Der Wirtschaftshistoriker Alexander Dietz vermutet, dass Johann mit Elsässer Wein gehandelt habe, und gibt sein Vermögen mit 20.000 Pfund an. Damit war er der zweitreichste Ffter nach Brune zur Weinrebe († 1374) auf dem Liebfrauenberg, dem Erbauer des Hauses Braunfels, der ebenfalls mit Elsässer Weinen handelte.
Mitglied der Patriziergesellschaft Alten-Limpurg. Seit 1357 Ratsherr. Seit 1363 Schöffe. 1364, 1369 und 1375 Älterer Bürgermeister. Johann beendete in den 1360er Jahren den Aufstand der Zünfte, die eine Erweiterung des Rats in demokratischem Sinne angestrebt hatten, gehörte im Mai 1372 zu der Ffter Gesandtschaft, die bei Kaiser Karl IV. in Mainz die Übertragung des Schultheißenamts an die Stadt aushandelte, und sicherte dadurch die Vorherrschaft des Patriziats für die folgenden Jahrhunderte (bis 1806).
Erbaute 1363 das Haus zum Fürsteneck, einen der wenigen repräsentativen Steinbauten in der Altstadt (kriegszerstört 1944). Vorbesitzer des Grundstücks an der Fahrgasse war der Jude Liebmann (erwähnt bei Baldemar von Petterweil); Johann und seine Frau Gudela waren die ersten christlichen Besitzer nach dem Pogrom von 1349.
Johann von H. wurde in der Familiengruft in der Michaelskapelle (abgerissen 1830) beim Domfriedhof bestattet; heute befindet sich die Grabplatte für ihn und seine Frau im Nordschiff des Doms.

Lexika: Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 264.
Literatur:
                        
Battonn, Johann Georg: Oertliche Beschreibung der Stadt Ffm. Hg. v. Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Ffm. durch L[udwig] H[einrich] Euler. 7 Hefte (in 3 Bden.). Ffm. 1861-75.Battonn: Oertliche Beschreibung 2 (1863), S. 64f. | Dietz, Alexander: Ffter Handelsgeschichte. 4 Bde. Ffm. 1910-25, Neudr. 1970-74.Dietz: Handelsgesch. I, bes. S. 162, 166. | Hansert, Andreas: Geburtsaristokratie in Ffm. Geschichte des reichsstädtischen Patriziats. Wien/Köln/Weimar 2014.Hansert: Geburtsaristokratie in Ffm. 2014, S. 48, 173, 198, 329. | Hansert, Andreas: Aus Auffrichtiger Lieb Vor Franckfurt. Patriziat im alten Fft. Hg. v. d. Cronstett- und Hynspergischen Evangelischen Stiftung und dem Historischen Museum Fft. Ffm. 2000.Hansert: Patriziat im alten Fft. 2000, bes. S. 48f.; vgl. auch die dazugehörige Stammtafel der Ffter Patrizierfamilie Holzhausen (5. Generation). | Kaufmann, Carl Maria: Der Ffter Kaiserdom, seine Denkmäler und seine Geschichte. Ein Führer (...). 2. Aufl. Kempten/München 1914.Kaufmann: Ffter Kaiserdom 1914, S. 115. | Kriegk, Georg Ludwig: Deutsches Bürgerthum im Mittelalter. Nach urkundlichen Forschungen und mit besonderer Beziehung auf Ffm. Ffm. 1868, NF 1871.Kriegk: Bürgerthum 1868/71, Bd. I, S. 481f. | Lerner, Franz: Gestalten aus der Geschichte des Ffter Patrizier-Geschlechtes von Holzhausen. Ffm. 1953.Lerner: Holzhausen. Gestalten 1953, bes. S. 32-45. | Schüßler, Heinrich: Der Dom zu Fft. Ffm. 1951. (Kleine Ffter Reihe 11).Schüßler: Dom zu Fft. 1951, S. 39, 68.
Quellen: ISG, Archiv der Familie Holzhausen, u. a. mit Akten und Urkunden, etwa 13.-19. Jahrhundert.ISG, Holzhausen-Archiv. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.226.
Internet: Das Ffter Patriziat, Seite mit Informationen (u. a. genealogische Datenbank) zum Ffter Patriziat, ein Projekt der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung Ffm., bearb. v. Andreas Hansert. https://frankfurter-patriziat.de/node/88012Ffter Patriziat, 9.6.2016. | Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_von_HolzhausenWikipedia, 9.6.2016.

Holzhausen, Johann Hector von

Johann Hector von Holzhausen

Johann Hector von Holzhausen
Stich von Philip Kilian nach einer Zeichnung von J. F. Trescher (1668; im Besitz der UB Ffm.).

© Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Ffm. (Porträtsammlung Holzhausen, Nr. 442, URN: urn:nbn:de:hebis:30:2-313801).
Holzhausen, Johann Hector (auch: Hektor) von. Stadtpolitiker. * 8.3.1600 Ffm., † 1.10.1668 Ffm.
Sohn des Ratsherrn und Schöffen Johann Hector von H. (1566-1619) und dessen Ehefrau Kunigunde, geb. Weiß von Limpurg (1575-1634). Verheiratet (seit 1633) mit Maria Margaretha von H., geb. Weiß von Limpurg (1611-1648). Vier Kinder.
Besuch des Ffter Gymnasiums. Von 1619 bis 1625 Studium von Philosophie und Jura in Gießen, Straßburg und Genf. Zahlreiche Reisen. Im Dreißigjährigen Krieg Dienst als Fähnrich in der Ffter Kompanie des schwedischen Regiments Vitzthum (1631-33). 1634 Erwerb des Ffter Bürgerrechts und Eintritt in die Patriziergesellschaft Alten-Limpurg.
Seit 1641 Ratsherr. 1648 Jüngerer Bürgermeister. Seit 1650 Schöffe. 1664 Älterer Bürgermeister. Zuletzt als Rechneideputierter zuständig für das Zeughaus, die städtischen Forsten und den Ausbau der Stadtbefestigung.
Von 1637 bis 1640 Pfleger des Allgemeinen Almosenkastens. Seit 1649 Pfleger des Katharinenklosters. Seit 1663 Pfleger des Hospitals zum heiligen Geist.
Porträt (von Johann Friedrich Trescher, 1668) im Städel Museum.
In der Leichenpredigt, die Philipp Jakob Spener auf ihn hielt, heißt es, H. habe zurückgezogen gelebt und die Einsamkeit geliebt, und er sei wegen seiner friedlichen und mäßigen Gesinnung bei der Bürgerschaft sehr beliebt gewesen.

Lexika: Dölemeyer, Barbara: Ffter Juristen im 17. und 18. Jahrhundert. Ffm. 1993. (Ius Commune, Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Europäische Rechtsgeschichte Ffm., Sonderhefte, Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte 60).Dölemeyer: Juristen, S. 87, Nr. 290. | Körner, Hans: Ffter Patrizier. Historisch-Genealogisches Handbuch der Adeligen Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg zu Ffm. Neubearb. u. fortgesetzt durch Andreas Hansert. Neustadt/Aisch 2003.Körner/Hansert: Ffter Patrizier 2003, S. 183. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 264.
Literatur:
                        
Lerner, Franz: Gestalten aus der Geschichte des Ffter Patrizier-Geschlechtes von Holzhausen. Ffm. 1953.Lerner: Holzhausen. Gestalten 1953, S. 132-148.
Quellen: ISG, Leichenpredigt im Bestand S4e (Leichenpredigten, 1586-1796, 1858, 1922).ISG, Leichenpredigt, S4e/4. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/5.565.
Internet: Das Ffter Patriziat, Seite mit Informationen (u. a. genealogische Datenbank) zum Ffter Patriziat, ein Projekt der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung Ffm., bearb. v. Andreas Hansert. https://frankfurter-patriziat.de/node/88183Ffter Patriziat, 8.11.2016.

Holzhausen, Johann Hieronymus von

Bauherr des Holzhausenschlösschens.
Johann Hieronymus von Holzhausen (1705)

Johann Hieronymus von Holzhausen
Porträtgemälde von David Leclerc (1705; Städel Museum, Frankfurt am Main, Inventarnummer 1758).
© entfällt. Public Domain (PDM 1.0 Deed).

Johann Hieronymus von Holzhausen (um 1730)

Johann Hieronymus von Holzhausen
Porträtgemälde von unbekannter Hand (um 1730; Städel Museum, Frankfurt am Main, Inventarnummer 1713).
© entfällt. Public Domain (PDM 1.0 Deed).

Holzhausen, Johann Hieronymus von. Offizier. Stadtpolitiker. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 30.8.1674 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 2.8.1736 Ffm.
Sohn von Johann Hector von H. (1640-1700) und dessen Ehefrau Anna Margarete, geb. Kellner (1646-1708).
Als sechstes Kind mit nur geringen Aussichten auf eine Ämterlaufbahn in seiner Heimatstadt ausgestattet, ergriff H. den Offiziersberuf. Nachdem er in Ffm. eine militärische Ausbildung absolviert hatte, trat er 1694 als Fähnrich in das Regiment des Markgrafen Albrecht Friedrich von Brandenburg ein, mit dem er im Krieg gegen Frankreich überwiegend in Flandern stationiert war. Nach Ausbruch des Spanischen Erbfolgekriegs 1702 wechselte H. in das Regiment Prinz Wilhelm von Hessen-Kassel, wo er zum Kapitän befördert wurde und eine eigene Kompanie erhielt. Er nahm an Feldzügen am Rhein und an der Donau teil, bis er nach schwerer Erkrankung 1705 den Kriegsdienst quittierte. Im selben Jahr heiratete er Sophia Magdalena von Günderrode (1681-1743) und ging als Kapitän in Ffter Dienste.
Seit 1716 Ratsherr. Seit 1724 Schöffe. 1722 Jüngerer, 1733 Älterer Bürgermeister. Als Schöffe bekleidete H. folgende Ämter: Pfleger des Hospitals und der Rosenberger Einung (1727-36), Deputierter des Rats beim Schatzungsamt (1727-29), beim Kornamt (1732), beim Rechneiamt (1734-36) und beim Kriegszeugamt (1736).
1709 übernahm H. die Oede, das Landgut der Familie im Norden vor der Stadt Ffm., dessen Anlagen er ab 1722 (seinem Amtsjahr als Jüngerer Bürgermeister) unter Rückgriff auf das ererbte Familienvermögen erneuerte und erweiterte. Zunächst wollte H. das zuletzt 1571 wiederhergestellte und mittlerweile baufällig gewordene Weiherhaus durch einen standesgemäßen Neubau ersetzen. Dank seiner Beziehungen zum hessischen Fürstenhaus – Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt (1667-1739) teilte nicht nur seine Leidenschaft für die Alchimie, sondern stand zudem finanziell in seiner Schuld – konnte er den Darmstädter Hofbaumeister Louis Remy de La Fosse mit den Entwürfen für ein exklusives „Maison de campagne“ beauftragen. Nach den Plänen von de La Fosse (1722) wurde von 1727 bis 1729 der Neubau, das heute so genannte „H.schlösschen“, auf den Fundamenten des alten Weiherhauses errichtet, wofür H. 4.995 Gulden und 19 Kreuzer aufwendete. Eine sandsteinerne Tafel über dem Fenster rechts vom Eingang des Schlösschens erinnert an Bauherrn und Baubeginn. Später (1731/32) ließ H. auch das Hofhaus erneuern, das Wohn- und Wirtschaftsgebäude für den Pächter des Landguts, wofür er weitere 1.323 Gulden und 25 Kreuzer ausgab.
Bildnisse des Brautpaars Johann Hieronymus von H. und Sophia Magdalena von Günderrode (von David Leclerc, 1705) im Städel Museum. Ölporträt (von unbekannter Hand, um 1730) im Städel Museum.

Lexika: Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 265.
Literatur:
                        
Lerner, Franz: Gestalten aus der Geschichte des Ffter Patrizier-Geschlechtes von Holzhausen. Ffm. 1953.Lerner: Holzhausen. Gestalten 1953, S. 149-160 (m. Abb. auf Tafel 19). | Limberg, Hannelore: Holzhausenschlösschen. Berlin/München 2015. (Ffter Architektur und Geschichte 2).Limberg: Holzhausenschlösschen 2015, bes. S. 26-55. | Sander, Jochen (Hg.): Die Welt im Bildnis. Porträts, Sammler und Sammlungen in Fft. von der Renaissance bis zur Aufklärung. Petersberg [Copyright 2020].Wolf, Fabian: Standesbewusst, ambitioniert und à la mode. Johann Hieronymus von Holzhausen und Sophia Magdalena von Günderrode im Spiegel ihrer Gemälde. In: Sander (Hg.): Die Welt im Bildnis 2020, S. 94-101.
Internet: Das Ffter Patriziat, Seite mit Informationen (u. a. genealogische Datenbank) zum Ffter Patriziat, ein Projekt der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung Ffm., bearb. v. Andreas Hansert. https://frankfurter-patriziat.de/node/88202Ffter Patriziat, 29.7.2016.

Holzhausen, Justinian von

Justinian von Holzhausen

Justinian von Holzhausen
Gemäldekopie nach Conrad Faber von Creuznach (im Besitz der UB Ffm.).

© Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Ffm. (Kunst-Inv. Nr. 79).
Holzhausen, Justinian von. Humanist. Stadtpolitiker. * Oktober 1502 Ffm., † 9.9.1553 Ffm.
Sohn von Hamman von H. und dessen Ehefrau Margarethe, geb. von Helle gen. Pfeffer (1475?-28.4.1508). Verheiratet (seit 11.5.1528) mit Anna von H., geb. Fürstenberger (1510-17.4.1573), Tochter des Ratsherrn und Schöffen Philipp Fürstenberger (1479-1540), die sich schon vor ihrer Hochzeit als Anhängerin der Reformation zu erkennen gab. Nach ihr wurde die Annastraße im Nordend benannt. Elf Kinder: Anna (1529-1529); Trajan (1530-1571); Justinian (1532-1579), Ratsherr (seit 1559) und Schöffe (seit 1570); Margaretha (1534-1574), verheiratet (seit 1550) mit Johann Kellner (1522-1589); Achilles (1535-1590), Ratsherr (seit 1570) und Schöffe (seit 1579); Katharina (1538-1538); Anna (1539-1590), verheiratet (seit 1557) mit Hans Heinrich vom Rhein (1527-1577), Ratsherr (seit 1562) und Schöffe (seit 1572); Johann/Hans Hector (1541-1597), Ratsherr (seit 1580) und Schöffe (seit 1590); Hieronymus Augustus (1543-1596), Ratsherr (seit 1590); Julius (1545-1590); Justina (1548-1621), verheiratet in erster Ehe (seit 1566) mit Ogier zum Jungen (1538-1578), Ratsherr (seit 1575), in zweiter Ehe (seit 1579) mit Georg Weiß von Limpurg (1545-1591), Ratsherr (seit 1573) und Schöffe (seit 1580).
Der Vater Hamman benannte seinen einzigen lebenden Sohn, das jüngste Kind der Familie, nach dem oströmischen Kaiser Justinian I. (527-565), der mit dem Corpus Iuris Civilis das Römische Recht zusammenstellen ließ und damit eine herausragende Stellung in der Rechtsgeschichte einnahm. Auch Justinian gab seinen Söhnen Namen antiker Persönlichkeiten, womit er ebenfalls seine Wertschätzung der Jurisprudenz und der humanistischen Bildung zum Ausdruck brachte.
Über Justinians Kindheit, Jugend und Schulzeit ist nichts bekannt. Am 19.12.1524 immatrikulierte er sich gemeinsam mit seinem Vetter Johann von Glauburg an der Universität Wittenberg, womit sie sich öffentlich zur Reformation bekannten. Beide kehrten ohne akademischen Abschluss 1526 nach Ffm. zurück. Über Bildungsreisen im Anschluss an den Studienaufenthalt liegen keine Informationen vor. Während der Studienzeit forderte ihn sein Vater Hamman in einem Brief auf, fleißig Rhetorik und Dialektik zu studieren, da dies (für einen künftigen Stadtpolitiker) wichtige Fähigkeiten seien. In dem Mitte April 1525 ausgebrochenen Ffter Aufstand habe der Rat zu wenige Mitglieder gehabt, die durch ihre Beredsamkeit die Unruhen hätten beenden können.
Am 24.6.1529 wurde Justinian zum Ratsherrn und am 5.4.1537 zum Schöffen kooptiert. Im Amtsjahr 1534/35 war er Jüngerer und in den Amtsjahren 1538/39, 1543/44 und 1549/50 Älterer Bürgermeister. Als Gesandter vertrat er die Stadt Ffm. auf den Reichstagen 1531 in Speyer, 1535 in Worms, 1542 in Speyer und Nürnberg.
1532 sollte Justinian das Ffter Kontingent zur Reichsarmee im Kampf gegen die Türken befehligen, war jedoch durch Krankheit verhindert. 1535 wurde er in den gemeinsamen Kriegsrat der Reichsstädte im Kampf gegen die Wiedertäufer in Münster gewählt. Vor Münster war er wohl hauptsächlich mit der Auffüllung der Kriegskasse betraut, doch interessierte er sich auch für die dortigen Befestigungsanlagen. Diese Kenntnisse brachte er dann bei der Modernisierung der Ffter Stadtmauer ein. Wodurch sein Interesse an militärischen Dingen geweckt wurde, ist nicht überliefert.
Nachdem Ffm. 1536 in den Schmalkaldischen Bund aufgenommen worden war, vollzog Justinian gemeinsam mit dem Schöffen Georg Weiß von Limpurg im Februar 1537 den formalen Beitritt der Stadt. Im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 stand Ffm. auf der Seite der Verlierer, weshalb sich die Stadt wenige Jahre später nicht an einem erneuten Aufstand evangelischer Fürsten gegen Kaiser Karl V. beteiligte. Daraufhin wurde Ffm. im Juli 1552 mehrere Tage lang von einem protestantischen Heer unter Kurfürst Moritz von Sachsen, Landgraf Wilhelm von Hessen und Markgraf Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach belagert. Bei dieser Belagerung war Justinian als Muster- und Zeugherr verantwortlich für die Befestigung und Verteidigung der Stadt. Während der Belagerung ging das Familiengut, die H.-Oede (heute H.schlösschen), in Flammen auf. In der dortigen Wasserburg, die er von seinem Vater geerbt und ausgebaut hatte, hatte sich Justinian mit seinen humanistisch gebildeten Freunden getroffen. Nach der Zerstörung von 1552 baute er umgehend die landwirtschaftlichen Gebäude wieder auf, während das Wohnhaus erst von seinem Sohn Achilles wieder hergerichtet wurde.
Kaiser Karl V. ließ am 20.1.1549 für Justinian und dessen männliche und weibliche eheliche Nachkommen einen Wappenbrief ausstellen, in den der bekannte, in Ffm. lebende Maler Hans Sebald Beham das Wappen malte. Justinians Wappen wurde als das eines besonderen Förderers der Reformation an der Schlosskirche in Wittenberg angebracht.
Jacob Micyllus verfasste nach Justinians Tod ein Lobgedicht auf ihn.
Doppelporträt des Ehepaars Justinian und Anna von H. (von Conrad Faber von Creuznach, 1536) im Städel Museum.
Ein Fragment des Epitaphs von Justinian und seiner Frau, ursprünglich aus der Peterskirche (Aquarell-Abbildung im Epitaphienbuch der Familie von H.), befindet sich heute im H.schlösschen.
Justinianstraße am H.park im Nordend.

Lexika: Körner, Hans: Ffter Patrizier. Historisch-Genealogisches Handbuch der Adeligen Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg zu Ffm. Neubearb. u. fortgesetzt durch Andreas Hansert. Neustadt/Aisch 2003.Körner/Hansert: Ffter Patrizier 2003, S. 177-179. | Lersner, Achilles August von: Chronica. 2 Bde. Ffm. 1706/34.Lersner 1.1, S. 23, 273, 303, 340f. u. 343; 1.2, S. 14, 82f., 90 u. 93; 2.1, S. 152, 166, 447 u. 451-456; 2.2, S. 107, 207f. u. 213. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 265. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 113.
Literatur:
                        
Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst. Bisher 78 Bde. Ffm. 1839-2019. Steitz, Georg E.: Ein Brief Hammans von Holtzhausen an seinen Sohn Justinian. In: AFGK 7 (1855), S. 103-109. | Hansert, Andreas: Geburtsaristokratie in Ffm. Geschichte des reichsstädtischen Patriziats. Wien/Köln/Weimar 2014.Hansert: Geburtsaristokratie in Ffm. 2014. | Kasper, Birgit/Schubert, Steffi: Nach Frauen benannt. 127 Straßen in Ffm. Hg. v. Frauenreferat der Stadt Ffm. Ffm. 2013.Kasper/Schubert: Nach Frauen benannt 2013, S. 11f. | Kleinschmidt, Arthur: Die Herren und Freiherren von Holzhausen in Ffm. Dessau 1908. Auch in: Ffter Bll. f. Familiengesch. 5 (1912), S. 1-11.Kleinschmidt: Holzhausen 1908, S. 13-15. | Klötzer, Wolfgang: Keine liebere Stadt als Fft. Kleine Schriften zur Ffter Kulturgeschichte II. Ffm. 2000. (Studien zur Ffter Geschichte 45).Klötzer, Wolfgang: Diplomat, Militär und Humanist: Justinian von Holzhausen (1502-1553). Für Fft., Reich und Religion. In: Klötzer: Keine liebere Stadt 2000, S. 236-257. | Lerner, Franz: Gestalten aus der Geschichte des Ffter Patrizier-Geschlechtes von Holzhausen. Ffm. 1953.Lerner: Holzhausen. Gestalten 1953, S. 114-130. | Matthäus, Michael: Hamman von Holzhausen (1467-1536). Ein Ffter Patrizier im Zeitalter der Reformation. Ffm. 2002. (Studien zur Ffter Geschichte 48).Matthäus: Hamman von Holzhausen 2002.
Quellen: ISG, Fichard: Ffter Geschlechtergeschichte (Best. S4l), 347 Faszikel mit Materialsammlungen über die bedeutendsten Familien der Stadt, [ca. 13. Jh.] bis ca. 1810.ISG, Fichard 142, f. 129v-131r. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/7.481.
Internet: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Justinian_von_HolzhausenWikipedia, 9.8.2016.

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Empfohlene Zitierweise: Fischer, Roman: Holzhausen, Familie (von). In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/4160
Die Autorenangabe bezieht sich auf den Artikel über die Familie. Die Angaben zu Autoren der hier ebenfalls dargestellten Personenartikel finden Sie, indem Sie auf die Namen der einzelnen Personen klicken.

Stand des Artikels: 8.8.2016
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 04.2016.