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Hauck, Otto

Präsident der Handelskammer bzw. der späteren Industrie- und Handelskammer Ffm. von 1921 bis 1933.

Otto Hauck

Otto Hauck
Ölgemälde von unbekannter Hand (1922; im Besitz des HMF).
Foto: Horst Ziegenfusz.

© Historisches Museum Frankfurt (Inv.-Nr. B.20147.008).
Hauck, Georg Enoch Otto. Bankier. * 10.4.1863 Ffm., † 25.11.1934 Ffm.
Sohn des Bankiers Alexander H. (1838-1916) und dessen Ehefrau Anna, geb. Reiß (1839-1925). Enkel von Georg H. (1812-1884), dem Namensgeber des Bankhauses Georg H. & Sohn. Die Großeltern mütterlicherseits entstammten den alteingesessenen jüdischen Familien Reiß und Flersheim und waren in den 1840er Jahren zum evangelischen Glauben konvertiert.
H. erfuhr, der Familientradition entsprechend, eine Ausbildung in verschiedenen Bankhäusern in Genf, London, Paris, New York und Berlin, bevor er 1887 als Teilhaber in das väterliche Bankgeschäft in Ffm. eintrat. 1891 heiratete er Mathilde Bertha Metzler (1870-1920), Tochter des Bankiers und Stadtrats Albert (seit 1901: von) Metzler. Am Schaumainkai 47 ließ das Paar sich eine repräsentative Villa erbauen, die zu einem Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt wurde.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte sich mit der Industrialisierung die Unternehmensform der Aktiengesellschaft, auch im Finanzsektor, durch. Nach einer anfänglichen Reserve der Ffter Banken gegenüber der Aktie stieg das Bankhaus H. in die Industriefinanzierung ein, als es 1888 gemeinsam mit dem Bankhaus J. J. Weiller Söhne den Auftrag erhielt, die Aktien der Farbwerke Hoechst an die Börse zu bringen. Dem Aufsichtsrat der Hoechst AG gehörten daher zunächst H.s Vater (als stellvertretender Vorsitzender 1906-07), dann H. selbst (1912-32) an. Wenige Jahre später beteiligte sich das Bankhaus H. als einer der Kommanditisten auch an der Firma Brown, Boveri & Cie. (BBC). H.s zunehmende Vernetzung im deutschen Industrie- und Bankenwesen drückt sich in einer Vielzahl von Aufsichtsratsmandaten aus, die er im Lauf seines Lebens übernahm, u. a. bei der Ffter Hypothekenbank (seit 1905, als Vorsitzender 1920-28), der Ffter Bank (seit 1906, als stellvertretender Vorsitzender 1920-25, dann als Vorsitzender 1925-28), der Deutschen Bank, der Metallgesellschaft (bis 1934), den Adlerwerken (1915-25), mehreren Versicherungsgesellschaften und seit 1926 bei der IG Farbenindustrie AG (bis 1933).
Daneben übte H. zahlreiche Ämter in Institutionen und Gremien zur wirtschaftlichen Organisation und Selbstverwaltung aus. So war er Mitglied im Gesamtvorstand der Ffter Börse (1900-33), zeitweilig stellvertretender Vorsitzender der Abteilung Wertpapierbörse und seit 1904 Mitglied des Ehrengerichts für die Wertpapierbörse, seit 1924 als dessen Vorsitzender; er gehörte dem Deutschen Industrie- und Handelstag (seit 1913 als Mitglied in dessen Ausschuss für Banken-, Kredit- und Geldwesen), dem Ffter Bezirksausschuss der Reichsbank (als Beigeordneter) und dem Börsenausschuss beim Reichsamt des Innern bzw. seit 1913 im Reichswirtschaftsministerium (als stellvertretendes Mitglied) an. Bei der Ffter Handelskammer, deren Mitglied er seit 1904 war, avancierte H. zunächst (1915) zum Vizepräsidenten, schließlich (1921) zum Präsidenten; hundert Jahre zuvor hatte schon sein Urgroßvater Friedrich Michael H. (1768-1839) als Senior an deren Spitze gestanden (1821-29). In dieser Funktion vertrat H. die Interessen des Wirtschaftsstandorts und Finanzplatzes Ffm., u. a. durch Interventionen direkt beim preußischen Ministerpräsidenten. Ausgehend vom Verlust der staatlichen Unabhängigkeit Fft.s 1866 sah er die Stadt vielfach strukturell benachteiligt, etwa durch ungünstige Zuschnitte von Kammerbezirken und Verwaltungsterritorien. Unter seiner Leitung gelang der organisatorische Zusammenschluss aller Handelskammern des Rhein-Main-Gebiets zu einer einheitlichen Interessenvertretung der privaten Wirtschaft gegenüber den staatlichen und kommunalen Institutionen. In Anerkennung seiner Verdienste um das Wirtschaftsleben wurde H. am 27.10.1927 die Bronzene Ehrenplakette der nunmehrigen Industrie- und Handelskammer (IHK) Ffm. verliehen.
H.s 70. Geburtstag am 10.4.1933 fiel in die beginnende NS-Zeit. Wenige Wochen zuvor hatte die Mitgliederversammlung der IHK beschlossen, ihren Präsidenten zu diesem Anlass mit der Goldenen Medaille zu ehren. Im Vorfeld der Ereignisse um den Boykott jüdischer Geschäfte und Betriebe jedoch legten sämtliche Mitglieder des IHK-Präsidiums am 31.3.1933 ihr Amt nieder. Die zugedachte Auszeichnung wurde H., der sich jetzt zudem als „Halbjude“ angefeindet sah, vermutlich nur in aller Stille verliehen. Eineinhalb Jahre nach diesem unwürdigen Abschied erlag H. einem Krebsleiden.
H. und sein Vater waren Gründungsstifter (mit einem Betrag von 100.000 Mark) und Kuratoriumsmitglieder der Ffter Universität. H. gehörte zu den „Bohnenrittern“, einer rein privaten, höchst exklusiven Herrenrunde aus dem führenden Großbürgertum der Stadt, die sich der Jagd und dem kultivierten Diner widmete.
Jugendporträt (von Otto Scholderer, 1887) in Familienbesitz. Bronzebüste (von Richard Scheibe), ursprünglich aufgestellt in der Industrie- und Handelskammer Ffm. und nach der NS-Machtübernahme 1933 an den Porträtierten zurückgesandt, heute in der Eingangshalle des Bankhauses H. & Aufhäuser in Ffm.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Andreas Hansert/Sabine Hock.
Artikel in: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 306f., verfasst von: Sabine Hock.

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Literatur:
                        
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Quellen: Der Wink für Haus und Werk in Bild und Wort. [Untertitel ab Februar/März 1928: Das Magazin der Hausfrau.] Hg.: Ffter Gasgesellschaft, Ffter Kohlen- und Koks-GmbH, Vereinigte Installationsgeschäfte Ffter Gasgesellschaft und Karl Winterstein GmbH. 36 Nummern. Ffm. 1925-28.Der Wink, Nr. 4, Dez. 1925, S. 4 (mit Porträtfoto). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.766. | ISG, Sammlung Manuskripte, 1864-heute; erschlossen über Archivdatenbank.Hansert, Andreas: Die Ffter Bohnenritter seit 1898. Privatdruck in 24 handgefertigten Exemplaren, vorgelegt zum Bohnenessen im Haus von Bohnenkönig Gert Becker, 10.1.2015. ISG, Sammlung Manuskripte, S6a/654. (Einsichtnahme nur mit Genehmigung des Depositars möglich.)
Internet: Internetauftritt der Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA, Ffm. Hauck & Aufhäuser, 25.8.2016. | Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Hauck_%26_Aufhäuser
Hinweis: Artikel über das Bankhaus Hauck & Aufhäuser.
Wikipedia, 23.8.2016.


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Empfohlene Zitierweise: Hansert, Andreas/Hock, Sabine: Hauck, Otto. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2509

Stand des Artikels: 5.9.2016
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 09.2016.