Neuerscheinungen vom 10. Dezember 2020

Einleitung: 

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

in den Nachrichten ist seit Monaten kaum Positives zu hören und zu lesen. Umso erfreulicher, dass es wenigstens vom Frankfurter Personenlexikon zum Jahresabschluss gute Neuigkeiten zu vermelden gibt. Zuerst kommt einmal der diesmalige Artikel des Monats. Denn ich weiß ja, dass viele von Ihnen immer schon gespannt darauf warten.

Artikel des Monats Dezember 2020:
Himmelhoch und weltweit

Er wurde in Frankfurt berühmt für ein Haus, das er nicht bauen durfte: Helmut W. Joos. Der aus dem Schwarzwald stammende Architekt gründete im Alter von 28 Jahren 1963 sein eigenes Büro in Frankfurt. Eines seiner ersten größeren Projekte, das Rhein-Main-Center im Westend, war bei der Fertigstellung 1969 das zweithöchste Haus in der Stadt. Künftig baute Joos etwa für den Flughafen und die Messe. Aus seinem Büro, der 1980 gegründeten und seitdem weltweit expandierenden Architektengemeinschaft „JSK“ (Joos, Schulze, Krüger-Heyden), kommen die „Frankfurter Welle“ hinter der Alten Oper und der Wolkenkratzer „Skyper“ an der Taunusanlage. Der Monumentalbau „The Squaire“, der wie auf Stelzen über dem Fernbahnhof des Flughafens steht, war bei der Eröffnung 2011 das größte Bürogebäude Deutschlands. Insgesamt über 200 Bauvorhaben realisierte Joos mit seinem Unternehmen im Lauf der Jahrzehnte allein in Frankfurt. Sein Herzensprojekt blieb jedoch unverwirklicht: das geplante Hochhaus „Campanile“ am Hauptbahnhof, das mit 250 Metern Höhe damals die europäische Spitze erreicht hätte. Der Bau scheiterte Ende der 1980er Jahre – nicht zuletzt am Widerstand einer Anwohnerin.
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Schluss: 

Überhaupt ist die Artikellieferung in diesem Monat wieder hervorragend besetzt. Der ranghöchste Einwohner von Frankfurt im 18. Jahrhundert war Anton Ulrich von Sachsen-Meiningen, der als regierender Herzog hier residierte. Seine Hofhaltung in der freien Reichsstadt sorgte für Gesprächsstoff, aber auch für Konflikte, etwa wegen einer angeblich überhöhten Schneiderrechnung. Warum der Herzog von Meiningen in die Mainstadt kam und weshalb er bis zu seinem Tod 1763 hier blieb, ist in dem neuen Artikel im Frankfurter Personenlexikon nachzulesen.
Von besonderer Bedeutung sind außerdem der frühe Fotograf Fritz Vogel, der in den 1840er Jahren zusammen mit seiner Frau Julie ein angesehenes Atelier für Porträtfotografie in Frankfurt führte, und die Mikrobiologin Emmy Klieneberger-Nobel, die sich 1930 als erste Frau an der Frankfurter Universität habilitierte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Klieneberger-Nobel aufgrund ihrer jüdischen Herkunft 1933 von der Universität entlassen. Sie konnte ihre Forschungen in England fortsetzen, wo sie wegweisende Entdeckungen zu den Mykoplasmen machte, einer Form von zellwandlosen Bakterien, die später als Krankheitserreger erkannt wurden.
Weitere Artikel erzählen die Biographien von Stoltzes Verleger Heinrich Keller, eine Erfolgsstory aus dem Verlags- und Buchhandel des 19. Jahrhunderts, und von Paul Hindemiths Bruder Rudolf, die tragische Lebensgeschichte eines musikalisch Hochbegabten. Um sich von dem „großen“ Bruder abzugrenzen, versuchte Rudolf Hindemith schon früh, sich eine andere Identität zu geben. Zuletzt nannte er sich konsequent Hans Lofer, und nun müssen wir im Frankfurter Personenlexikon doch wieder daran erinnern, wer hinter diesem Namen stand. Interessant für die Stadtgeschichte im Nationalsozialismus, der sich derzeit ein umfassendes Forschungs- und Ausstellungsprojekt widmet, ist der Artikel über den NS-Kulturfunktionär Friedrich von Holzhausen, womit ein erster Blick auf die Rolle des alteingesessenen Patriziats im nationalsozialistischen Stadtregiment geworfen wird.
In der Reihe zur Geschichte des Clementine Kinderhospitals erscheint diesmal ein Beitrag über den Arzt Alexander Glöckler, der sich am Dr. Christ’schen Kinderhospital, einem Vorgänger des heutigen Clementine Kinderhospitals, als umsichtiger Krankenhausleiter, ausgezeichneter Chirurg und fortschrittlicher Therapeut erwies, als die Diphtherie seit Ende der 1880er Jahre auch in Frankfurt zur Epidemie wurde. Dieser Artikel bildet damit einen optimistischen Abschluss unserer Serie für das Clementine Kinderhospital zum Jubiläumsjahr, das wir eher als „Coronajahr“ wahrgenommen haben.

Außer den neuen Artikeln gibt es, wie bereits ankündigt, weitere Neuheiten im Frankfurter Personenlexikon, die Ihnen künftig noch mehr Möglichkeiten und Komfort in der Nutzung bieten. In der linken Menüspalte auf der Start- und allen folgenden Seiten des FP finden Sie von jeher die Links zu allgemeinen Informationen. Alle über diese Spalte erreichbaren Texte wurden aktualisiert und ergänzt. Auch gibt es, wie aufmerksame Leserinnen und Leser bereits gemerkt haben, neue Menüpunkte, die etwa zu einem ausführlichen Text zur Projektgeschichte führen. Ein anderer neuer Service ist die Gesamtliste aller Autorinnen und Autoren. Jeder Name in der alphabetisch geordneten Liste ist ein Link, der zur entsprechenden Autorenseite führt, wo eine Kurzbiographie der Autorin bzw. des Autors zu finden ist und eine Linkliste der von ihr bzw. ihm veröffentlichten Artikel im FP aufgerufen werden kann.
Ganz besonders freue ich mich, Ihnen die neue Suchfunktion vorstellen zu können, die die frühere, eher eingeschränkt funktionierende Suche (die z. B. auf zehn relativ willkürliche Treffer begrenzt war) kürzlich abgelöst hat. Außer der bekannten und bewährten Personensuche steht jetzt eine effektive komplexe Suche zur Verfügung, die über das Feld mit der Lupe oben links angeklickt werden kann. Hier können Sie gezielt nach Namen und Begriffen suchen. Angezeigt werden sämtliche Treffer in allen Personen- und Familienartikeln sowie in den monatlichen Editorials. Dadurch sind die Inhalte des Frankfurter Personenlexikons noch besser erschlossen. Zusammen mit der ausgedehnten Verlinkung, die auch die Vernetzung der Personen in der historischen Stadtgesellschaft aufzeigt, ist die Möglichkeit der komplexen Suche ein wichtiger Schritt beim Aufbau des Frankfurter Personenlexikons als eines prosopografischen Nachschlagewerks, das systematisch Biographien zur Stadtgeschichte sammelt, erforscht und auswertet.

Wenn der Weihnachtsbaum eine Person wäre, hätte er übrigens das Zeug dazu, ins Frankfurter Personenlexikon aufgenommen zu werden. Dessen erste literarische Erwähnung soll nämlich von dem größten Frankfurter stammen: Goethe ließ die Titelfigur seines Briefromans „Die Leiden des jungen Werthers“ 1774 „von den Zeiten“ schwärmen, „da einen (…) die Erscheinung eines aufgeputzten Baumes mit Wachslichtern, Zuckerwerk und Äpfeln in paradiesische Entzückung setzte“.
Für die kommenden Feiertage wünsche ich Ihnen die Gabe, sich wie ein Kind an dem geschmückten Tannenbaum erfreuen zu können. Machen Sie es sich daheim schön. Genießen Sie das kleine Glück. Zünden Sie die Lichter am Christbaum oder auch eine Kerze am Fenster als Zeichen der Hoffnung an.

Mit diesem langen Editorial endet im Frankfurter Personenlexikon ein Jahr, das für das Projekt trotz der schwierigen Zeiten sehr erfolgreich war. Jeden Monat wird das FP von durchschnittlich 5.500 Leserinnen und Lesern besucht, die insgesamt etwa 35-40.000 Seiten aufrufen. Ihnen allen möchte ich an dieser Stelle einmal herzlich für Ihr Interesse und Ihre Treue danken!

Unterdessen laufen im Hintergrund die Arbeiten im Frankfurter Personenlexikon weiter – auch für ein Wiederlesen im kommenden Jahr. Ich würde mich freuen, Sie dann wieder hier an dieser Stelle begrüßen zu dürfen.

Einstweilen allerbeste Grüße und Wünsche – bleiben Sie gesund und behütet!
Ihre Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons

P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Januar 2021.