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Schlosser, Familie

Ursprünglich eine hessisch-saarländische Pfarrersfamilie. Der aus Darmstadt stammende lutherische Theologe Ludwig Heinrich Sch. (1663-1723), der 1696 Ffter Bürger wurde, wirkte in Ffm. zunächst am Gymnasium, war dann seit 1697 evangelischer Prediger an der Katharinenkirche und machte sich als Verfasser einiger bekannter Kirchenlieder einen Namen. Sein Sohn Erasmus Carl Sch. wurde zum Stammvater der zum Goethekreis zählenden Ffter Juristenfamilie. Johann Georg Sch., ein Sohn von Erasmus Carl Sch., heiratete 1773 Goethes Schwester Cornelia Friederica Christiana (1750-1777). Johann Georg Sch.s einziger Sohn Eduard Sch. (1784-1807), der aus der 1778 geschlossenen zweiten Ehe mit Johanna Catharina Sibylla Fahlmer (1744-1821) stammte, starb unverheiratet als Militärarzt in Königsberg. Johann Georg Sch.s Neffen Johann Friedrich Heinrich, gen. Fritz, und Christian Friedrich Sch. (1782-1829), die Ffter Romantiker, waren beide kinderlos, so dass der Ffter Zweig der Familie 1851 erloschen ist.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 292, verfasst von: Sabine Hock.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.

Lexika: Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 219f.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/4.022. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/4.719 (Sophie Schlosser).

GND: 1237430089 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
4 herausragende Vertreter der Familie in Ffm.

Schlosser, Erasmus Carl

Schlosser, Erasmus Carl. Kaiserlicher Rat. Jurist. ~ 22.7.1696 Ffm., † 23.7.1773 Ffm.
Sohn des Pfarrers Ludwig Heinrich Sch. (1663-1723) und dessen Ehefrau Maria Jacobea, geb. Walther († 1732). Vater von Hieronymus Peter und Johann Georg Sch.
Studium in Gießen, abgeschlossen mit der Prüfung zum Lizentiaten beider Rechte (1724). Seit 1727 Bürger und Advokat in Ffm.
1730 Ratsherr. 1736 und 1743 Jüngerer Bürgermeister. Mitpfleger des Kastenamts. 1744 Schöffe. Konsistorialdirektor. 1757 und 1764 Älterer Bürgermeister.
Gruppenporträt mit Erasmus Carl Sch. als Älterem und Nicolaus Conrad Hupka als Jüngerem Bürgermeister (von Friedrich Ludwig Hauck, 1757) im Besitz des Ffter Goethe-Museums.

Literatur:
                        
Maisak, Petra/Kölsch, Gerhard: Ffter Goethe-Museum. Die Gemälde. „... denn was wäre die Welt ohne Kunst?“ Bestandskatalog. Hg. v. Freien Deutschen Hochstift. Ffm. 2011.Maisak/Kölsch: Gemäldekat. d. Ffter Goethe-Museums 2011, S. 98f.

Schlosser, Fritz

Schlosser, Johann Friedrich Heinrich, gen. Fritz. Fürstlich Primatischer Stadt- und Landgerichtsrat. Dr. jur. Jurist. Politiker. Schriftsteller. * 30.12.1780 Ffm., † 22.1.1851 Ffm.
Sohn von Hieronymus Peter Sch. und dessen Ehefrau Margaretha Rebecca Elisabeth, geb. Steitz (1749-1819). Enkel von Erasmus Carl Sch. Neffe von Johann Georg Sch.
Schüler des Ffter Gymnasiums. Studium der Rechtswissenschaften in Halle, Jena und Göttingen, wobei er in Jena Goethe und Schiller kennenlernte. Nach seiner Promotion (1803) war Sch. zunächst als Advokat in Ffm. tätig, wurde dann 1806 von Dalberg zum Stadt- und Landgerichtsrat ernannt und veröffentlichte auf der Grundlage des französischen „Code de Commerce” Materialien zu einem Handelsgesetzbuch für Ffm. Bald trat er als Rat in die neu errichtete Oberschul- und Studienkommission ein und fungierte als Direktor des Großherzoglichen Lyceums (errichtet 1812) in Ffm. Nach dem Ende des Großherzogtums nahm Sch. kein öffentliches Amt mehr an, sondern widmete sich als Jurist der inneren Umbildung seiner Vaterstadt und der Betreibung einiger ihm anvertrauter Reklamationen bei den höchsten Behörden. Bereits Anfang 1814 arbeitete er als Mitglied einer von dem Generalgouvernement der verbündeten Mächte eingesetzten Kommission den (später nicht verwirklichten) Entwurf einer neuen Verfassung mit aus. Mit einer Privatreklamation von Ffter Bankiers und Geschäftsleuten betraut, reiste Sch. zum Wiener Kongress. Nach dem Vorbild seines jüngeren Bruders Christian Friedrich Sch. (1782-1829) trat er zusammen mit seiner Frau Sophie Johanna Sch., geb. du Fay (1786-1865), am 21.12.1814 in Wien zum katholischen Glauben über und engagierte sich seitdem verstärkt für die bürgerliche Gleichstellung der Katholiken in Ffm. Um die Mitte des Jahres 1815 in seine Vaterstadt zurückgekehrt, veröffentlichte Sch. hier eine Schrift über das Verhältnis der Justizverwaltung zum Ganzen der öffentlichen Verwaltungszweige in Ffm., kritisierte die 1816 eingeführte Verfassung und verteidigte weiterhin vehement die Rechte der katholischen Gemeinde, bis er diese 1822 endlich gesichert sah. Als Jurist mit Reklamationen beim Bundestag befasst, gab er diese wie seine juristische Tätigkeit überhaupt nach einem Konflikt 1823 auf.
Schon früher hatte sich Sch. kulturell interessiert gezeigt; so hatte er seit 1808 an den Unterhaltungen des „Museums” teilgenommen und 1811 als Übersetzer auf Giordano Bruno aufmerksam gemacht. Vor allem aber war er als Freund des Freiherrn vom Stein 1819 an der Gründung der „Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde” beteiligt gewesen und hatte das Projekt „Monumenta Germaniae Historica” maßgeblich unterstützt. Nach seinem Rückzug ins Privatleben lebte Sch. als Schriftsteller und Übersetzer im Winter in seinem Haus am Liebfrauenberg in Ffm., im Sommer auf seinem 1825 erworbenen Landsitz Stift Neuburg bei Heidelberg. Sch. und seine Frau führten hier wie dort ein gastfreies Haus, das zum gesellschaftlichen Mittelpunkt für Künstler, Gelehrte und Geistliche wurde. Zu Sch.s Gästen gehörten Goethe, Marianne von Willemer und Goethes Schwiegertochter Ottilie, der Freiherr vom Stein, Friedrich Schlegel und Johannes Janssen, die Brentanos, Overbeck, Steinle, Johannes und Philipp Veit. Insbesondere Sch.s Sommersitz Stift Neuburg mit seiner bedeutenden Bibliothek sowie seinen wissenschaftlichen und künstlerischen Sammlungen wurde als Treffpunkt der Heidelberger Romantiker auch zu einem wichtigen geistigen Zentrum. Neben seinem allerdings meist außerhalb von Ffm. lebenden Bruder Christian Friedrich Sch., der mit Johanna Helene Sch., geb. Gontard (1790-1820), einer Tochter von Susette Gontard, verheiratet war, gilt Sch. daher als bedeutendster Ffter Vertreter der Romantik.
Mit Goethe verband Sch. eine lebenslange Freundschaft, während es zwischen Goethe und Sch.s Bruder Christian Friedrich zum Bruch kam. Als Jurist erledigte Sch. Goethes geschäftliche Angelegenheiten in Ffm. 1808 benachrichtigte er Goethe vom Tod von dessen Mutter Catharina Elisabeth und ordnete deren Erbschaft. Für „Dichtung und Wahrheit” sammelte und lieferte Sch. Mitteilungen aus Ffm. Nach Goethes Tod richtete Sch. auf Neuburg ein Goethe-Museum (mit einem Sch. gewidmeten Porträt des Dichters von Kügelgen, 1810) ein. Nach Sch.s Tod ging dessen große Goethe-Sammlung an das Katholische Seminar in Mainz über.
Als Schriftsteller und Übersetzer widmete sich Sch. in späteren Jahren vor allem poetisch-religiösen Texten, schuf eine neue deutsche Übertragung der Gedichte des Franz von Assisi und verfasste eine Darstellung über die Zustände der griechischen Kirche Russlands. Seine Witwe Sophie Johanna Sch. gab posthum sein Werk „Die Kirche in ihren Liedern durch alle Jahrhunderte” (mit einem Vorwort von Beda Weber, 2 Bände, 1851-52) und Schriften aus seinem Nachlass (4 Bände, 1856-59) heraus.
Das Kochbuch und das Hausbuch von Sophie Johanna Sch., „der gestrengen Rätin”, wurden später von Alexander von Bernus veröffentlicht, dessen mit Frau Rat Sch. verwandte Familie nach deren Tod auch das Stift Neuburg erbte.

Lexika: Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde. München/Leipzig 1875-1912.Rudolf Jung in: ADB 31 (1890), S. 541f. | Brümmer, Franz (Bearb.): Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten von den ältesten Zeiten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Leipzig 1884.Brümmer 1884, S. 459. | Heyden, Eduard: Gallerie berühmter und merkwürdiger Ffter. Ffm. 1861.Heyden, S. 381-388. | Neuer Nekrolog der Deutschen. Hg. v. Friedrich August Schmidt. 30 Bde. Ilmenau 1823-54.Neuer Nekr. 29,1 (1851), S. 119-125, Nr. 37. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 219.
Literatur:
                        
Das Stammbuch der Marianne von Willemer. Hg. v. Kurt Andreae unter Mitarb. v. Marianne Küffner. Kunsthistorische Bearbeitung: Gerhard Kölsch. Ffm./Leipzig 2006.Andreae (Hg.): Stammbuch der Marianne v. Willemer 2006, Bl. 25, S. 79-81; Bl. 34, S. 101-105. | Geschichte der Handelskammer zu Ffm. 1707-1908. Beiträge zur Ffter Handelsgeschichte. Hg. v. der Handelskammer zu Ffm. Ffm. 1908.Gesch. d. Handelskammer 1908, S. 1077. | Hinkel, Helmut (Hg.): Goethekult und katholische Romantik. Fritz Schlosser (1780-1851). Mainz 2002. (Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz, Sonderband 2001/02).Hinkel (Hg.): Goethekult u. katholische Romantik 2002. | Mieles, Bernhard/Ritter, Carolin/Wolf, Christoph (Hg.): „Nachforschung der Wahrheit“. Von der alten Lateinschule zum Lessing-Gymnasium in Ffm. Festschrift zum 500-jährigen Jubiläum der Schule. Ffm. [Copyright 2020].Picard, Tobias: „...in demselben Institut eine höhere Real- und eine gelehrte Schule zu vereinigen suchen.“ Das städtische Gymnasium und die Ffter Schulreformen 1790-1820. In: Mieles u. a. (Hg.): FS Lessing-Gymnasium 2020, S. 199-228, bes. S. 222. | Seng, Joachim: Goethe-Enthusiasmus und Bürgersinn. Das Freie Deutsche Hochstift – Ffter Goethe-Museum 1881-1960. Göttingen 2009.Seng: Freies Deutsches Hochstift 2009, S. 231, 284, 326f., 380, 556.

Schlosser, Johann Georg

Schlosser, Johann Georg. Markgräflich Badischer Wirklicher Geheimer Rat. Dr. jur. utr. Jurist. Schriftsteller und Übersetzer. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 7.12.1739 Ffm., † 17.10.1799 Ffm.
Sohn von Erasmus Carl Sch. und dessen Ehefrau Susanna Maria, geb. Orth (1703-1789). Bruder von Hieronymus Peter Sch. Onkel von Johann Friedrich Heinrich, gen. Fritz, Sch.
Schüler des Ffter Gymnasiums. Studium der Rechtswissenschaften in Gießen, Jena und Altdorf, abgeschlossen mit der Promotion zum Doktor beider Rechte (1762). In seiner Dissertation behandelte Sch. die Vormundschaft im Ffter Recht. Seit 1762 Advokat in Ffm. Von 1766 bis 1769 Geheimsekretär und Hauslehrer bei Prinz Friedrich Eugen von Württemberg in Treptow/Pommern. Auf der Reise dorthin hatte Sch. Goethe in Leipzig besucht und führte seitdem mit diesem einen regelmäßigen Briefwechsel. In Treptow unternahm Sch. erste schriftstellerische Versuche, übersetzte aus Homer und Plato, schrieb einige Gedichte und verfasste in englischer Sprache das Traktat „Anti-Pope” gegen die Religionsauffassung des Dichters Alexander Pope (1766, im Druck 1776).
1769 nach Ffm. zurückgekehrt, wirkte Sch. hier zwar wiederum als Advokat, wurde aber zunehmend schriftstellerisch tätig. Sein „Katechismus der Sittenlehre für das Landvolk” (1771), der eine sittliche Erziehung der Landbevölkerung nach vernunftbegründeten Geboten propagierte, brachte ihn erstmals in Konflikte mit der Kirche, die das Werk wegen seiner Abkehr von der traditionellen religiösen Morallehre heftig kritisierte. Seit 1771 stand Sch. in engem persönlichem Kontakt mit Goethe, der zu jener Zeit als Advokat in Ffm. Sch.s Berufskollege war. Neben Merck, Hoepfner, Herder und Goethe gehörte Sch. 1772 zur Redaktion der „Ffter gelehrten Anzeigen”, die sich unter deren Leitung zu einem publizistischen Forum für den „Sturm und Drang” entwickelten. Aufgrund von einigen scharfzüngigen und spöttischen Rezensionen, an denen Sch. als einer der Hauptmitarbeiter des Blattes erheblichen Anteil hatte, kam es zu Konflikten mit dem Ffter lutherischen Predigerministerium, in deren Folge die Redaktionsleitung von Merck niedergelegt und von Sch. übernommen wurde. Unter Sch. wurden die Attacken des Blattes gegen die Geistlichkeit noch schärfer, und der Konflikt spitzte sich weiter zu, bis schließlich der Rat der Stadt Ffm. der Zeitschrift jede weitere unzensierte theologische Rezension untersagte. Daraufhin schieden Merck, Herder, Sch. und Goethe Ende 1772 aus der Redaktion aus, wodurch die noch bis 1790 erschienenen „Ffter gelehrten Anzeigen” ihr Profil verloren.
Am 1.11.1773 heiratete Sch. Goethes Schwester Cornelia Friederica Christiana. Im selben Jahr war er als Hof- und Regierungsrat in den Dienst des Markgrafen Karl Friedrich von Baden getreten, und nach kurzer Tätigkeit in Karlsruhe wurde er Oberamtmann der Markgrafschaft Hochberg mit Wohnsitz in Emmendingen. In Emmendingen gebar ihm seine Frau zwei Töchter, Anna Louise Marianne, gen. Lulu, seit 1795 verh. Nicolovius (1774-1811), und Elisabeth Catharina Julia, gen. Juliette (1777-1793). Einen Monat nach der Geburt des zweiten Kindes starb Cornelia Sch. Der Witwer heiratete 1778 die aus der Familie Jacobi stammende, seit 1772 in Ffm. lebende und mit Goethe befreundete Düsseldorferin Johanna Catharina Sibylla Fahlmer (1744-1821), mit der er dann eine weitere Tochter, Cornelia Henriette Francisca, seit 1809 verh. Hasenclever (1781-1850), und den einzigen Sohn Eduard (1784-1807) hatte. Goethe, der Sch. in „Dichtung und Wahrheit” als „edlen, den besten Willen hegenden Mann, der sich vollkommener Reinigkeit der Sitten befliß”, bezeichnete, besuchte seinen Schwager und dessen Familie zweimal in Emmendingen (1775 und 1778). Letztmals begegneten sich Goethe und Sch. in Heidelberg während der Belagerung von Mainz 1793; Goethes Briefe belegen, dass es dabei durchaus nicht das Missbehagen zwischen den beiden Schwägern gab, das der Dichter rückblickend in seiner Darstellung der Begegnung erwähnte.
Von 1787 bis 1794 wirkte Sch. im markgräflichen Dienst wieder in Karlsruhe, zunächst als Geheimer Hofrat beim Geheimen Staatsarchiv, dann beim Landeskollegium und schließlich seit 1790 als Wirklicher Geheimer Rat und Hofgerichtsdirektor. Nach seinem Ausscheiden aus dem markgräflichen Dienst (1794) lebte er als Schriftsteller und Übersetzer zunächst in Ansbach, dann (seit 1796) bei seiner Tochter Anna Louise Marianne, gen. Lulu, verh. Nicolovius, in Eutin. Zuletzt befasste er sich mit einer Polemik gegen Kant und der Übersetzung von Aristoteles’ „Politik und Ökonomik”. 1798 wurde Sch. als Syndikus und Consulent nach Ffm. berufen. Besonders ehrenvoll war es für ihn, dass bei dieser Berufung auf einstimmigen Wunsch des Rats und des Ständigen Bürgerausschusses mit einer entsprechenden kaiserlichen Dispensation von der sonst bei solchen Ernennungen verfassungsmäßig vorgeschriebenen Kugelung abgesehen wurde. Schon im Jahr nach seinem Amtsantritt starb Sch. an einer Lungenentzündung, die er sich im kühlen Sitzungssaal des Römers zugezogen hatte. Sein Freund Klinger betrauerte ihn als „den reinsten moralischen Menschen, der mir in einem Leben von beinahe 50 Jahren vorgekommen ist”.
Weitere Werke, u. a. „Kleine Schriften” (6 Bände, 1779-93).
Porträt (Farbstich von Johann Gottlieb Prestel nach einer Zeichnung von Becker, 1788).

Lexika: Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde. München/Leipzig 1875-1912.Rudolf Jung in: ADB 31 (1890), S. 544-547. | Heyden, Eduard: Gallerie berühmter und merkwürdiger Ffter. Ffm. 1861.Heyden, S. 585-590. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 220.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.222.

Schlosser, Peter

Schlosser, Hieronymus Peter. Dr. jur. utr. Advokat. Gelegenheitsdichter. * 4.3.1735 Ffm., † 11.9.1797 Ffm.
Sohn von Erasmus Carl Sch. und dessen Ehefrau Susanna Maria, geb. Orth (1703-1789). Bruder von Johann Georg Sch. Vater von Johann Friedrich Heinrich, gen. Fritz, und Christian Friedrich Sch. (1782-1829).
Seit 1757 Advokat in Ffm. Goethes Eltern hielten ihrem Sohn Sch. und dessen jüngeren Bruder Johann Georg als Vorbilder in Studium und Karriereaussichten vor. Als Goethe, der Sch. als „einen gründlichen und eleganten Rechtsgelehrten” schätzte, sich 1771 als Advokat in Ffm. niederließ, freundeten sich Sch. und sein Bruder mit ihm an und standen ihrem jungen Kollegen mit Rat und Hilfe zur Seite. Sch., der ein geistreicher Gelegenheitsdichter in lateinischer Sprache („Poemata”, 1775) war, schickte auch Goethe einmal lateinische Verse als Dank für ein Bild, möglicherweise ein von Goethe gezeichnetes Porträt Sch.s (vor 1775; in der Goethe-Sammlung von Johann Friedrich Heinrich, gen. Fritz, Sch.). Goethe antwortete ihm mit den Versen „Du dem die Musen von den Akten Stöcken...” („An Sch., als dieser in lateinischen Versen dem Dichter für ein Gemälde gedankt hatte”, 1774, erstmals veröffentlicht in Sch.s „Poemata” 1775; Originalhandschrift in der Goethe-Sammlung von Johann Friedrich Heinrich, gen. Fritz, Sch.). Sch.s ausgezeichnete Francofurtensiensammlung konnte Goethe später als Quelle für „Dichtung und Wahrheit” nutzen. Bei seinem Fft.-Aufenthalt 1814 wohnte Goethe im Hause von Sch.s Witwe Margaretha Rebecca Elisabeth, geb. Steitz (1749-1819).
Seit 1777 Ratsherr. 1786 und 1789 Jüngerer Bürgermeister. Seit 1792 Schöffe.
Als im Zuge der Besetzung Fft.s durch französische Revolutionstruppen die Leonhardskirche als Vorratsmagazin genutzt wurde und die um 1430 für die Kirche gefertigten Glasmalereien veräußert wurden, erwarb Sch. für seine umfangreichen Sammlungen 1792 fünf Scheiben aus den Fensterzyklen. Nach Sch.s Tod gelangten die fünf Kirchenfenster in den Besitz seines Sohnes Fritz Sch., der sie in dem von ihm 1825 als Sommersitz erworbenen Stift Neuburg in Heidelberg einbauen ließ. Aus dem Besitz des Stifts, das seit 1926 der Erzabtei Beuron gehört, wurden die Scheiben durch die Stadt Ffm., das Bistum Limburg und die Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung 2016 zurückgekauft. Die fünf historischen Fenster („Verkündigung an Anna“, „Geburtshilfe des hl. Leonhard“, „Besuch der hl. Katharina beim Eremiten“, „Ehem. Standfigur der hl. Barbara“ und „Hl. Hieronymus mit dem Wappen der Ffter Patrizierfamilie Schwarzenberg“), ergänzt um ein weiteres aus dem Historischen Museum und eines aus dem Besitz des Bistums Limburg, sollten in der Leonhardskirche zum Abschluss der denkmalgerechten Sanierung (bis 2019) wieder eingesetzt werden.

Lexika: Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde. München/Leipzig 1875-1912.Rudolf Jung in: ADB 31 (1890), S. 543f. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 219.
Literatur:
                        
Jung, Rudolf: Das Ffter Stadtarchiv. Seine Bestände und seine Geschichte. Ffm. 1909. (Personen- und Sachindex im ISG vorhanden.)Jung: Stadtarchiv 1909, S. 204.
Quellen: Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Ffm. 7 Bde. Ffm. 1858-85.Frese, J.: Goethe und Hier. Pet. Schlosser. In: Mitteilungen d. Geschichtsvereins 5 (1879), H. 2 (Juli 1875), S. 281f.

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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Schlosser, Familie. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1071
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Stand des Artikels: 31.5.1995